• Andreas Knapp
  • Symbiose als Traumafolge
  • TERMINE


Liebe Freunde,

Liebe Kolleginnen,

In meinem neuen Buch zur globalen Krise – erscheint demnächst – kritisiere ich die kirchliche Doktrin, die das Bild von einem allmächtigen Gott dazu missbraucht hat, um Menschen auch heute noch zu Unterwerfung und Gehorsam zu erziehen. Die damit verbundene kollektive SELBST-Entfremdung ist meiner Ansicht nach die tiefere Ursache unserer Krise. Nach einer neuesten Studie der Uni Freiburg werden beide Kirchen bis 2060 die Hälfte ihrer Mitglieder verlieren. Für die Kirche ist diese Krise eine Chance, sich von den autoritären Überformungen zu befreien, die die Lehre Jesu ins Gegenteil verfälscht haben. Es gab immer und es gibt auch heute in der kirchlichen Hierarchie Einzelne, die sich an der ursprünglichen Lehre Jesu orientieren und die der Hierarchie den Rücken kehren. Früher haben sie dafür Kirchenausschluss, Verfolgung oder sogar Verbrennung als Ketzer auf dem Scheiterhaufen riskiert. Heute ist das anders.
Dafür ein Beispiel.

Andreas Knapp

verliess seine Position als Direktor des Priesterseminars in Freiburg und schloss sich den „kleinen Brüdern vom Evangelium“ an, einer nur wenig verbreiteten geistlichen Gemeinschaft, die sich dem spirituellen Erbe Charles de Foucaulds (1858-1916) – und damit der ursprünglichen Botschaft Jesu – verpflichtet weiß. Einige Jahre lang lebte er als Armer unter Armen in Frankreich und Bolivien. Seit einiger Zeit wohnt er mit anderen in einem Plattenbau in Leipzig. Er lebt bescheiden, mit gebrauchten Möbeln, kauft seine Kleidung second hand, geht dem Brotberuf eines Fabrikarbeiters nach. Er ist zugleich Priester, Arbeiter und Schriftsteller. Von ihm stammt der folgende Text:

Gott
Unwort der Jahrtausende
blutbesudelt und missbraucht
und darum endlich zu löschen
aus dem Vokabular der Menschheit

Redeverbot von Gott
Getilgt werde sein Name
die Erinnerung an ihn vergehe
wie auf Erden so im Himmel

wenn unsre Sprache aber
dann ganz gottlos ist
in welchem Wort
wird unser Heimweh wohnen

wem schreien wir noch
den Weltschmerz entgegen
und wen loben wir
für das Licht

(Aus „Weiter als der Horizont“ Zur geistlichen Lyrik von
Andreas Knapp von Georg Langenhorst: http://www.theologie-und-literatur.de/fileadmin/user_upload/Theologie_und_Literatur/Andreas_Knapp.pdf)

Offensichtlich hat sich Andreas Knapp aus dem autoritären Macht-System der Kirche, aber zugleich auch aus der Abhängigkeit von einem kapitalistischen Wirtschafts-System befreit. Seine Gedichte finden immer mehr Verbreitung. Es sind einzelne Menschen, die einen Systemwandel dadurch ermöglichen, dass sie mit ihrem eigenen Leben Alternativen aufzeigen, welche mit einer tieferen Erfahrung des eigenen Wesens (SELBST) verbunden sind.

Symbiose als Traumafolge

Je mehr ich mich mit dem Thema Trauma beschäftige, umso deutlicher wird mir, dass das Symbiosemuster als Traumafolgestörung verstanden werden muss. Ein Kind lernt von seinen Bezugspersonen, sein Selbst wertzuschätzen, um sich mit ihm identifizieren zu können. Wenn aber die Eltern – selber traumatisiert und ihrem SELBST entfremdet – das Einzigartige ihres Kindes nicht wahrnehmen können, es ablehnen, weil sie es für falsch oder unerwünscht halten, oder es für ihre eigenen Bedürfnisse benutzen, dann wirkt das wie ein TRAUMA, das die SELBST-Verbindung verhindert. Denn das Kind identifiziert sich mit dieser Sichtweise, mit diesen Projektionen der Eltern. Es verinnerlicht sie als ICH-fremde Introjekte (negative „Glaubenssätze“) und orientiert sich an ihnen. Sein SELBST ist zwar unverlierbar und unzerstörbar – es ist daher die entscheidende Ressource – aber das Introjekt blockiert den Zugang zu diesem SELBST.
Die Folgen für die Autonomie (SELBST-Verbindung) sind: da die Unterscheidung zwischen ICH und NICHT-ICH erschwert ist, kann auch die erwachsene Person sich nicht klar gegenüber etwas ICH-Fremden abgrenzen, und kompensiert das vielleicht durch Überabgrenzung. Die Entfremdung zum eigenen SELBST kompensiert sie dadurch, dass sie mit ihren Wahrnehmungs – „Antennen“ mehr im Aussen, bei Anderen ist und sich in fremden Räumen engagiert, in denen sie gar nicht zuständig ist. Das ist jedoch zugleich energieraubend und ineffizient und führt zu Erschöpfung. Und statt ihr aggressives Potential gesund einzusetzen um sich abzugrenzen, sich erfolgreich zu wehren und eigene Ziele zu vertreten, richtet sie das Aggressionspotenzial destruktiv gegen sich selber, wird depressiv oder krank. Das heisst, die Trauma-bedingten Einschränkungen der Autonomie-Aspekte lösen kompensatorisch (Selbst-Regulation!) die Symbioseaspekte aus, die allerdings das Dilemma noch vergrössern: Erschöpfung, Dissoziation, Verwirrung, Stress sind die Folgen.
Manche Trauma-Therapien fokussieren auf dies breite Spektrum von Traumafolgestörungen und entwickeln für jedes von ihnen ein eigenes Behandlungskonzept – ohne das Trauma-Introjekt zu entfernen. Sie orientieren sich dabei an einem alten Dogma der Hirnforscher: das einmal gespeicherte Trauma kann nicht mehr „gelöscht“ werden.
Im Unterschied dazu fokussiert die „SELBST-integrierende Trauma-Aufstellung“ (SITA) auf das Erkennen und Entfernen des Trauma-Introjektes. Dabei verwendet sie einen bereits in der „Systemischen SELBST-Integration bewährten sehr strukturierten „Lösungs-Prozess“. Die neuere Hirnforschungen bestätigt: Das Gehirn besitzt die Fähigkeit zur „Gedächtnis-Rekonsolidierung“, die allerdings durch einen präzise beschreibbaren Algorithmus aktiviert werden muss.
Nach der erfolgreichen Entfernung des Trauma-Introjektes bewirkt nun die erhaltene Fähigkeit zur Selbstregulation, daß mit den Einschränkungen der Autonomie-Aspekte sich auch die kompensatorischen Symbiose-Aspekte „wie von selber“ zurückbilden. Das ist die Erklärung dafür, dass es oft schon nach wenigen Sitzungen zu einer raschen und anhaltenden Besserung kommt.
Meine jüngsten Erfahrungen zeigen: dies Trauma-Introjekt ist häufig verbunden mit dem weiteren Introjekt einer Person (“Täter*in“) und fast immer auch mit dem verinnerlichten Trauma dieser Person! Solange sich dies hochtoxische „Trauma-Konglomerat“ (eigenes Trauma, Person und deren Trauma) irrtümlich im eigenen Raum befand, war die SELBST-Verbindung blockiert. Und häufig zeigt dann der „Schemel-Text: DISSOZIATION war die einzige Überlebensmöglichkeit. Die Entfernung und kraftvolle Abgrenzung dieses „Traumakonglomerates“ aus dem eigenen Raum wirkt sehr befreiend. Es ermöglicht ein Aussteigen aus der Dissoziation und eröffnet den Zugang zum eigenen SELBST. Daher gehören diese Interventionen jetzt zu dem Lösungs-Algorithmus dazu.

TERMINE

INFO-ABEND UND KOLLEGIALER AUSTAUSCH ZUM THEMA “TRAUMA-AUFSTELLUNGEN”
  • für Aufsteller und Therapeuten, die meine Arbeit kennen lernen wollen.
  • für neue Klienten, die meine Arbeit kennen lernen wollen, und für
  • diejenigen, die zwar schon die Einzelarbeit bei mir kennen, aber noch nicht das Aufstellen mit Stellvertretern.

Teilnahmekosten: Hospitation15€, (NEU!) mit Aufstellung für Voll/Halb/Nicht-Verdiener € 150/120/90.

Nächste Termine: 8. und 22.5.2019, 19*. und 26*. Juni, 17*. und 31*. Juli, 7*. August (Hospitation ist noch zu allen Terminen möglich, eine eigene Aufstellung nur bei den mit *versehenen Terminen)

Bitte vorher anmelden über Email, mit Angabe der Telefonnummer.


AUSBILDUNG 2019/2020

GRUNDSTUFE (Module 1-5)
1.: 12.-14.4.2019

2.: 21.-23.6.2019
3.: 2.-4.8.2019
4.: 5.11.-13.10.2019
5.: 6.-8.12.2019

AUFBAUSTUFE (Module 6-10)
6.: 14.-16.2.2020
7.: 17.-19.4.2020
8.: 12.-14.6.2020
9.: 7.-9.8.2020
10.: 9.-11.10.2020
(Ersatz 11.-13.12.2020)

ES GIBT NOCH FREIE PLÄTZE!

Weitere Informationen auf meiner Website unter Therapie-Weiterbildung.


Supervision in 2019

4./5. November 2019

Die Supervision ist besonders wichtig für alle, die bei mir systemische Selbst-Integration gelernt haben, um sich über den neuesten “Stand der Kunst” informieren: um die neuen Formate „Glaubenssatz“, und „Problem als Schlüssel zur Lösung“ und die neue „stressorbasierte“ Traumatherapie kennen zu lernen. Sie berücksichtigt das von Thomas Hensel beschriebene neue Paradigma, welches die neuesten neurobiologischen Erkenntnisse zur „Gedächtnis-Rekonsolidierung“ umsetzt und daher eine rasche und anhaltende Wirkung entfaltet.
Ich biete euch an, eigene neue Erfahrungen und Beobachtungen mit der Methode der SSI auszutauschen, sich für die Arbeit mit “schwierigen” Klienten Unterstützung zu holen und eigene Anliegen zu bearbeiten.

Zeiten: Erster Tag: 10-18h, Zweiter Tag: 9-17h.
Honorar: € 200

Bitte mit Adresse und Telefonnummer anmelden!

 

 

Ich grüsse euch alle herzlich

Ero

(versendet: 05.05.2019)