Selbst-bestimmt statt fremd-gesteuert
Schutz vor Stress und Burnout durch Systemisches Autonomie-Training
BURNOUT
Burnout nimmt immer mehr zu, es verursacht grosses menschliches Leid und einen wirtschaftlichen Schaden, der in die Milliarden geht.
Die Betroffenen haben gelernt, sich den Erwartungen der anderen zu sehr anzupassen. Sie sind überidentifiziert mit Leistung, so als sei ihr Selbstwert alleine von der Leistung abhängig, und können sich daher gegen Überforderung nicht schützen. Dadurch geraten sie schleichend in eine Erschöpfung, das mach Angst, kann in eine Depression und zu psychosomatischen Erkrankungen führen. Identifiziert mit Leistung erleben sie ihre Erschöpfung als Schwäche, als Versagen. Je erschöpfter sie sind, umsomehr zwingen sie sich daher, noch mehr zu leisten. Dieser Teufelskreis treibt sie immer weiter in die Erschöpfung, bis sie zusammen brechen. Der Verlust der Selbst-Achtung hindert sie daran, rechtzeitig Hilfe zu suchen, zum Arzt oder Therapeuten zu gehen, sich krank schreiben zu lassen oder einmal in eine Kur zu gehen.
BURNOUT UND DER „TROJANER”
Burnout wird hier verstanden als Teilaspekt des Symbiosemusters, als eine – anerzogene – Verwirrung der Wahrnehmung und des Gefühls. Die Betroffenen neigen dazu, sich mehr nach einer – äusseren – Autorität zu orientieren und dabei ihre eigene Wahrnehmung, ihre eigenen Bedürfnisse zu vernachlässigen. Anders gesagt, sie geben der Autorität den Platz, die Aufmerksamkeit, die Bedeutung, die eigentlichem ihrem Selbst gebührt, dem Persönlichkeitsanteil, der sich gesund gegenüber den Erwartungen anderer abgrenzen kann. Die Folge: sie sind von ihrem Selbst getrennt. Die fremde Autorität am Platz des eigenen Selbst wirkt wie ein „Trojaner”, der das eigene „Programm” stört oder sogar blockiert. Diese unbewussten Zusammenhänge können durch eine Aufstellung sichtbar gemacht und gelöst werden, indem der „Trojaner” gegen das Selbst ausgetauscht wird..
Mit Hilfe dieser Einführung kann ein Betroffener selbst sein „Burnout-Muster” erforschen und lösen.
Erforderliche Requisiten:
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zwei Stühle, für sein Gegenüber und für sein eigenes Selbst. Auf diesem Stuhl liegt
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Ein Kissen – für das eigene Selbst.
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ein Schal als Symbol einer Grenze.
Ich empfehle, einen Bekannten als „Assistenten” hinzu zu ziehen, der jeden Schritt begleitet.
1. AUFSTELLUNGSBILD
Der Proband sucht zunächst Repräsentanten aus für eine Bezugsperson (Vorgesetzter) oder für die unterdrückende Institution (Firma) und sein eventuell unterdrücktes eigenes „Selbst” aus.
Unter „Selbst” verstehen wir hier den Persönlichkeitsanteil, der sich nicht mit Leistung identifizieren muss und sich daher frei und unbeschwert fühlt, der sich ohne Schuldgefühle abgrenzen kann, der sich erfolgreich wehren kann.
Nun stellt der Proband sich selbst zu der Bezugsperson in Beziehung, und spürt dann, wo der Repräsentant für sein „Selbst” steht. Meist steht er extrem nah – oder extrem entfernt („Überabgrenzung”!) – zu der Bezugsperson. Sein „Selbst” steht meist weiter entfernt. Das ist bereits ein Hinweis auf ein Symbiosemuster (fehlende Abgrenzung zur Bezugsperson und Distanz zu eigenen Selbstanteilen).
2. BEZIEHUNGSKLÄRUNG ZUM GEGENÜBER
Assistent (legt einen Schal zwischen Probanden und Gegenüber, als
Symbol für eine Grenze, und bemerkt dazu): „du bist vollständig ohne ihn, er ist vollständig ohne dich. Du bist nicht ein Teil von ihm, er ist nicht ein Teil von dir!”
Assistent fragt Probanden, „wie fühlt sich das für dich an?”
Es kann sein, dass der Proband den Schal als erleichternd und/oder als schmerzhaft erlebt, beides (!) spricht für fehlende Abgrenzung.
Der Assistent überprüft eine
3. IDENTIFIZIERUNG MIT DEM GEGENÜBER…..
Assistent zum Probanden: stell dich auf den Platz des Gegenüber.
Assistent: fragt: „wie fühlt sich dieser Platz an? Kennst du das Gefühl, dich ganz mit den Erwartungen dieses Gegenübers identifizieren zu müssen? Mehr als mit deinen eigenen Bedürfnissen? Und wie geht’s dir dabei?”
Falls dem Probanden die Erwartungen und Vorstellungen dieses Gegenüber näher, wichtiger sind, als seine eigenen, spricht das für fehlende Abgrenzung, für fehlende Unterscheidung zwischen Eigenem und Fremden, für eine IDENTIFIZIERUNG MIT DEM GEGENÜBER.
…UND LÖSUNG
Assistent dem Probanden: „Du kannst dich entscheiden, vom „falschen” Platz auszusteigen, indem du den Schal, das Symbol der Grenze, überschreitest, und an deinen eigenen Platz zurück gehst.”
Von seinem eigenen Platz aus kann der Proband die Lösungssätze sagen: Proband: „Du bist Du und ich bin ich. Ich bin nicht ein Teil von dir, du bist nicht ein Teil von mir! Ich bin vollständig auch ohne Dich! Du hast deine Ansichten, deine Erwartungen, deine Bewertungen, und ich habe meine eigenen, und die können ganz anders sein, als die deinen!”
Bereits bei diesen beiden Schritten kann beim Probanden eine innere unbewußte Hemmung auftreten, bei genauem Hinspüren fühlt er Angst oder Schuldgefühle, so als seien diese Schritte „nicht so nett” oder „gefährlich”.
Diese Gefühle sind Ausdruck seiner symbiotischen Verwirrung. Solange er sich nach diesen unbewußten Gefühlen orientiert, bleibt er in der Verwirrung stecken.
4. IDENTIFIZIERUNG MIT DEM „SELBST” DES GEGENÜBERS
Dies ist eine sehr bizarre Dynamik. Der Betroffene glaubt, den „Geist” oder den „Spirit” der Arbeit besser verstanden zu haben als die Anderen und hat dadurch die Illusion, ihnen dadurch überlegen zu sein. Die Hypothese: Weil er sich in seiner Position dem Anderen – zu Unrecht – unterlegen fühlt, versucht er ihn auf dessen eigenem Feld mit seinen eigenen Waffen zu „treffen”. Dabei verliert er die Beziehung zu sich selber, zu seiner eigenen Wahrnehmung, zu seinen eigenen berechtigten Bedürfnissen und Erwartungen.
Assistent: Glaubst du besser zu wissen, als dein Vorgesetzter, was eigentlich seine Aufgabe in der Firma wäre? Würdest du ihm das gerne vermitteln, so als wolltest du ihm nahe bringen, wie er idealerweise zu sein hätte, entsprechend seiner eigenen Ideologie? Das fühlt sich irgendwie überlegen an, aber es hindert dich daran, bei dir zu sein und dich zu schützen. Du kannst dich entscheiden, aus dieser Position auszusteigen.”
….UND LÖSUNG
Assistent dem Probanden: „Du kannst dich entscheiden, von diesem „falschen” Platz auszusteigen, und an deinen eigenen Platz zurück zu gehen”
Von seinem eigenen Platz aus kann der Proband die Lösungssätze sagen: Proband: „Es ist nicht meine Aufgabe, den „Spirit” der Arbeit zu erfassen und dir nahe zu bringen. Ob und wie du mit diesem Spirit” verbunden bist, ist alleine deine Verantwortung. Ich kümmere mich um mein eigenes Selbst!”
5. BESZUGSPERSON AM PLATZ DES EIGENEN SELBST…...
(Dieser neue Aspekt gehört seit Oktober 2014 dazu!)
Assistent: „Stelle die Bezugsperson rechts von dir, an den Platz, an den eigentlich dein Selbst gehört und spüre nach, wie sich das für dich anfühlt? Und wo befindet sich dann dein Selbst?””
Merkwürdigerweise fühlt sich das für viele vertraut an, ja geradezu erleichternd, so als gäbe es ihnen Sicherheit! Aber die Bezugsperson im eigenen Raum blockiert das eigene Selbst, sie wirkt wie ein „Trojaner. Diese Verwechslung des Gegenübers mit dem eigenen Selbst führt dazu, dass der Betroffene sein eigenes Selbst nicht mehr spürt, so als sei er von ihm getrennt. Das bewirkt eine Abspaltung des eigenen Selbst!
(Übrigens: Diese Dynamik entspricht exakt dem, was Milgram in seinem bekannten EXPERIMENT als Agenten-Zustand beschrieben hat: Der Klient wird zum – willenlosen, evtl. auch gewissenlosen – Werkzeug einer übergeordneten Bezugsperson: Autoritätsgehorsam.)
…UND LÖSUNG
Assistent: „Wenn du deinem eigenen Selbst wieder seinen angemessenen Platz geben möchtest, dann kannst du zu deiner Bezugsperson sagen: „Du gehörst nicht in meinen Raum, und schon gar nicht an den Platz meines Selbst! Du gehörst in deinen Raum.”- Dabei führt der Klient sein Gegenüber zurück auf dessen Platz – „Das ist mein Raum und ich habe mein eigenes Selbst!” Dabei holt der Klient sein Selbst – das er offenbar selber „vor die Türe” gestellt hat – wieder zurück und stellt es selber an den ihm gebührenden Platz.
6. RÜCKGABE–RITUALE
Als nächstes gibt der Proband der Bezugsperson das zurück, symbolisiert durch einen schweren Stein, was er unbewußt übernommen hat, als wäre es sein Eigenes: fremde Erwartungen, Bewertungen und Überzeugungen.
Proband: „Das sind deine Erwartungen, deine Bewertungen, deine Überzeugungen Vielleicht trage/vertrete ich sie, als wären sie meine Eigenen. Ab heute lasse ich sie ganz bei dir!”
Auch hier ist es wichtig, auf innere Widerstände zu achten und sie bewußt zu machen.
7. ANNÄHERUNG AN DAS SELBST
Assistent: „Vielleicht hast du, um dich besser an diese Bezugsperson anzupassen, eigene Anteile unterdrückt, die dir dann fehlen, vielleicht den erwachsenen Teil, der sich frei, unabhängig und unschuldig fühlen kann, der weiss, was ihm Freude macht, oder den kindlichen Teil, der Bedürfnisse und Wünsche haben darf, der verletzlich ist, der „unerwünschte” Gefühle haben darf: Zorn, Wut, Hass, und Angst.
Hättest du gerne mehr Verbindung mit diesen Selbst-Teilen oder sind sie vielleicht gefährlich?”
Proband geht achtsam auf den Repräsentanten seines „Selbst” zu und spürt, wie es sich anfühlt, wenn er sich mit diesem Selbst-Teil wieder verbindet. Bisweilen spürt er ein Misstrauen gegenüber diesem eigenen Selbst, so als sei es falsch oder gefährlich. Hat er es aus der Perspektive der Bezugsperson gesehen – sozusagen durch deren „Brille”? Dann ist es nötig diese fremde „Brille” symbolisch abzulegen, und sein selbst mit den eigenen „originalen” Augen zu sehen. Nun erscheint das Selbst völlig richtig, ungefährlich und sehr anziehend! Nun kann er mit seinem Selbst verschmelzen statt – wie bisher – mit der Bezugsperson!
8. ABGRENZUNGS-RITUAL
Assistent: „wenn du in dieser Weise bei dir selbst, mit dir verbunden bleiben möchtest, dann brauchst du deinen eigenen Raum. Bist du bereit, die Grenzen dieses Raumes zu schützen. Es ist dein eigener Raum, dein Selbst-Raum. Wenn da z.B. Peter drauf steht, sollte auch Peter drin sein! Möglicherweise ist da alles mögliche Fremde in deinem inneren Raum, bloß nicht Peter! Willst du eine „Mogelpackung” sein?! Kannst du unterscheiden zwischen „Peter” und „Nicht-Peter?”
Proband ist bereit, zu unterscheiden, und symbolisch seine Grenze gegenüber der Bezugsperson zu schützen. Diese bewegt sich auf ihn zu, und er darf auf sie zulaufen, sie stoppen, noch bevor sie sich genähert hat.
Auch hier ist meist ein innerer Widerstand zu spüren, so als sei es verletzend, lieblos, undankbar, sich abzugrenzen. Das eigene Gefühl ist verwirrt als Ausdruck eines unbewussten verinnerlichten „Abgrenzungsverbotes”. Dabei ist gesunde Abgrenzung so etwas wie ein „Schutzreflex”: Er ermöglicht es, die eigenen Wünsche und Bedürfnisse zu spüren – ohne Vermischung mit denen der Bezugsperson. So kann der Proband sich wieder orientieren, wird wieder handlungsfähig!
9. UMGEKEHRTES ABGRENZUNGS-RITUAL
Wenn der Klient seine eigene Grenze nicht wahrnehmen und schützen kann, dann kann er meist auch fremde Grenzen schlecht respektieren. Vielleicht ist er ja sogar durch seine Erziehung darauf „programmiert” worden, sich für fremde Interessen einzusetzen, als wären es seine eigenen, sich in fremden Territorien zuständig zu fühlen? Um diese Verwirrung zu lösen, ist es für ihn wichtig, körperlich zu erleben, dass es fremde Grenzen gibt, dass er in fremden Territorien gar nicht zuständig ist.
Der Probant läuft – „in bester Absicht” – auf die Bezugsperson zu und erlebt nun, wie diese – vertreten durch den Assistenten – ihn an der Grenze stoppt.
Der Assistent begleitet, erläutert und kommentiert diesen Prozess. Wenn der Proband bisher von der Vorstellung geprägt war, der „Sinn seines Lebens” bestünde darin, für andere zu Verfügung zu stehen, für andere unentbehrlich zu sein, dann kann diese Abgrenzung für ihn sehr schmerzlich sein. Aber diese Vorstellung war ja Ausdruck seiner Verwirrung. Und wenn er ein eigenes Territorium hat, das er schützen darf, dann gilt das auch für das Gegenüber! Und er kann sich noch so sehr anstrengen: in fremdem Territorium, wo er gar nicht zuständig ist, kann er nicht wirklich Erfolg haben. Meist gibt es nur Ärger und Enttäuschung. Wenn er selber diese Grenze respektiert, bzw. wenn ihn jemand auf diese Grenze hinweist, dann könnte er eigentlich dafür dankbar sein!
AUFGABE DES ASSISTENTEN
Der Assistent begleitet den Probanden durch den Prozess. Dabei achtet er bei jedem Schritt auf die inneren Hemmungen des Probanden, und unterstützt ihn dabei, sie sich bewußt zu machen, zu erkennen, dass sie aus seiner Kindheit stammen und dass sie heute, für ihn als Erwachsenen, keine Gültigkeit mehr haben.
„Wenn man erwachsen ist, darf man auch Dinge tun, die sich verboten anfühlen!”
„Man wird nur dadurch erwachsen, dass man die Verbote der Kindheit überschreitet!”
SELBST-ACHTUNG UND KONFLIKTFÄHIGKEIT DURCH GESUNDE DISTANZ
Die symbolische Ebene der Aufstellung macht einmal dem Klienten die Ursache seines Burnout bewusst: die „Verwechslung” von fremder Autorität mit dem eigenem Selbst, und ermöglicht ihm zum anderen, das zu lösen, indem er wieder sein Selbst an den richtigen Platz stellt und seinen eigenen Raum durch Abgrenzung in Besitz nimmt. Durch dieses Autonomie-Training kommt der Klient zu einer gesunden Distanz zum Gegenüber, er hat ein Gefühl für seinen Selbst-Raum bekommen und spürt eine bessere Verbindung mit sich selbst. Mit der gesunden Distanz, verliert das Gegenüber seine Übermächtigkeit, wird weniger bedrohlich. Durch das Abgrenzungsritual erlebt sich der Klient als kraftvoll, als handlungsfähig. So gewinnt er gleichzeitig mehr Achtung für sich selbst, aber auch für das Gegenüber.
Die so gewonnene Selbst-Achtung und Konfliktfähigkeit ermöglicht eine andere Qualität von Beziehung – jenseits von symbiotischer Abhängigkeit und Unterwerfung unter eine fremde Autorität – im Sinne einer Begegnung in Augenhöhe.
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