• „Das Selbst und das Mandala-Prinzip“
  • „Leibeigenen-App“?
  • TERMINE


Liebe Freunde,

Liebe Kolleginnen,

Ich bin noch ganz erfüllt von den zwei Intensivtagen in Hamburg. Zwei mal 25 Teilnehmer*innen – alles erfahrene Aufsteller – waren sehr beeindruckt von meinem Konzept und haben mich gebeten, im nächsten Jahr für einen 3-4-Tages-Workshop nach Hamburg zu kommen!

Wie im letzten Newsletter angekündigt, wird mein Schüler, Kollege und Assistent Dr. phil. Philipp Kutzelmann ab August auch in meinen Praxisräumen Infoabende und Wochenendseminare anbieten. Um sich bei Ihnen, den Abonnenten meiner Newsletter vorzustellen, habe ich ihn gebeten, einen Beitrag für den Newsletter und fürs Forum zu verfassen:

Das Selbst und das Mandala-Prinzip

(Beitrag von Philipp Kutzelmann)

„Wer bin ich?“ Diese Frage ist so alt wie die Menschheit und ist in verschiedenen Zeiten und Kulturen auf die unterschiedlichsten Arten und Weisen beantwortet worden. Auch in der Arbeit mit der Systemischen Selbstintegration nimmt sie eine zentrale Stellung ein.

Hier gehen wir davon aus, dass wir diese Frage in dem Moment ganz intuitiv für uns beantworten können, wenn wir mit unserem „Selbst“ in Kontakt sind. Dieses Selbst ist das innerste Potential eines Menschen. Es ist unzerstörbar und kann nicht verloren gehen. Das Selbst haben wir gewissermaßen als Geschenk der Natur, die uns hervorgebracht hat, die uns trägt und nährt. Das Selbst ist der Teil in uns, der weiß, dass er ein Teil dieses Größeren Ganzen ist. Es hat seinen Wert in sich, unabhängig davon, was jemand leistet oder ob er für andere nützlich ist. Das Selbst ist wie eine Rose, die ihren Wert allein dadurch hat, dass sie da ist .
Dabei taucht immer wieder die Frage auf, wie dieses „Selbst“ denn konzeptionell gefasst werden könnte. Grundsätzlich kann man sagen, dass die Sichtweise der SSI eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Selbstkonzept in der Tiefenpsychologie von C.G. Jungs hat. Für Jung ist das „Selbst“ das zentrale Organisationsprinzip der individuellen Persönlichkeit. Seinen Ausdruck findet das Selbst im Prozess der „Individuation“. „Individuation bedeutet: zum Einzelwesen werden, und, insofern wir unter Individualität unsere innerste, letzte und unvergleichbare Einzigartigkeit verstehen, zum eigenen Selbst werden. Man könnte ‚Individuation‘ darum auch als ‚Verselbstung‘ oder als ‚Selbstverwirklichung‘ übersetzen.“ (C. G. Jung: Gesammelte Werke. 7, § 266, 404.)
Jung versteht den Individuationsprozess als einen lebenslangen Prozess, in und durch den ein Mensch seine Persönlichkeit entfaltet. Es ist ein Prozess, der die innere Ganzheit einer Person – ihr Selbst – im ihrem äußeren Leben zum Ausdruck bringt. Dieser Prozess ist niemals abgeschlossen. Jeder Mensch ist fortlaufend mit neuen Erlebnissen, Herausforderungen und Entscheidungen konfrontiert, die ihn dazu anhalten, seine aktuelle Persönlichkeit zu transformieren und zu entfalten. Damit dies gelingen kann, braucht er den Kontakt zu seinem Selbst, welches – als Fluchtpunkt und Blaupause seiner Persönlichkeit – bereits alles Potential in sich enthält, welcher sich im Leben entfalten möchte. So entwickelt sich der Mensch im Laufe seiner Individuation immer mehr von dem, was man sein sollte, zu dem, was er ist.

Die symbolische Entsprechung für dieses Prinzip fand Jung in den Mandala-Symbolen, deren Existenz er in den unterschiedlichsten Kulturen und in den spontanen Zeichnungen seiner Klienten beobachtete. Ein Mandala ist eine geometrische Form – meist ein Kreis oder ein Viereck – bei dem mehrere, sich widerholende Elemente, Formen oder Muster harmonisch um einen gemeinsamen Mittelpunkt angeordnet sind.

In seiner einfachsten Darstellung kann man das Mandala-Prinzip als einen Kreis mit einem Punkt in seiner Mitte darstellen. Der Kreis entspricht dann der sich entfaltenden Persönlichkeit. Der Punkt entspricht dem Selbst. Er ist das innere Zentrum von dem aus sich das Muster der Persönlichkeit entfaltet, und welcher in eingefalteter Form bereits alles in sich enthält, was sich im Außen entfalten möchte. Im Kreis wird das Potential, das im Punkt angelegt ist, nach Außen projiziert und kommt so im Leben zum Ausdruck: „Die Energie des zentralen Punkts manifestiert sich in dem fast unwiderstehlichen Drang, das zu werden, was man ist, so wie wie jeder Organismus in der Natur dahin drängt, seine eigene ganz spezifische Form anzunehmen – unabhängig von den Umständen, die ihm auferlegt sind.“ (Fincher, Creating Mandalas: For Insight, Healing, and Self-Expression, S.2)
Dieses Mandala-Prinzip spiegelt sich auch in den Aufstellungen mit der Systemischen Selbstintegration. So wie ein Mandala seine Schönheit nur in einem klar abgegrenzten Raum entfalten kann, bracht die menschliche Psyche offenbar einen klar differenzierten Raum für das eigene Selbst. Erst dann kann sich das Potential des Selbst vollkommen entfalten und die ganz individuelle Schönheit der eigenen Person in Erscheinung treten.

„Leibeigenen-App“?

Klient*innen im Symbiosemuster haben oft den Glaubenssatz verinnerlicht: ich bin nur dann etwas Wert, wenn ich gebraucht werde, wenn ich für andere nützlich bin. Das kann verursacht sein durch eine autoritäre Erziehung oder durch eine Prägung durch Eltern, die selber traumatisiert sind und daher „bedürftig“ sind – oder durch beides. Und dieser Glaubenssatz bestimmt ihre Beziehungen. Statt einem „starken“ Partner auf Augenhöhe begegnen zu können, geraten sie häufig in Abhängigkeitsbeziehungen – zu einem stärkeren Partner in der Rolle des Schwachen, oder zu einem schwachen Partner in der Rolle des Starken.

Im Lösungsprozess – den ich jetzt gerne nach Thomas Hensel „Algorithmus“ nenne – erfolgt nach Abgrenzung und Verbindung mit den Selbstanteilen die „Gegenabgrenzung“. Die Klient*in bewegt sich – „wie gewohnt“ – in den Raum des Gegenübers und wird dabei gestoppt. Dabei wird ihre starke Tendenz deutlich, sich ungefragt in fremden Räumen nützlich zu machen. Wenn das Gegenüber sich gegenüber dieser unerbetenen Einmischung wehrt, ist sie nicht selten gekränkt, denn „sie hat es ja nur gut gemeint.“ Um das zu verhindern, müsste sie lernen, fremde Grenzen zu erkennen und zu respektieren!
Und die Klient*in kann erkennen: immer wenn sie sich ungefragt in fremde Räume begeben, verliert sie die Verbindung mit ihrem Selbst – das seinen Wert in sich hat, unabhängig von Leistung! Umso mehr muss sie sich dann in fremden Räumen engagieren, um vielleicht von anderen die Wertschätzung zu bekommen – die sie sich selber nicht geben kann! Sie rackert sich ab – für mässigen Ausgleich. Sie kann dabei ins Burnout geraten und verliert immer mehr die Verbindung zu sich selber.
Sie erkennt: Das entspricht dem Modus einer Leibeigenen: in fremden Räumen und für fremde Interessen tätig zu sein – gegen kargen Lohn.

Je mehr sich die Klient*in dagegen mit ihrem Selbst verbindet, umso intensiver erlebt sie ein neues Gefühl von Freiheit: sie verspürt kein Interesse mehr, sich ungefragt in fremden Räumen nützlich zu machen!

Im Training „fit für einen starken Partner“ kann sie lernen, dass es zwischen „Freien“ – zwischen „Tigern“ – zu den Spielregeln gehört, sich gegenseitig die Grenzen zu zeigen und diese gegenseitig zu respektieren. Durch diese Intervention erwirbt sie anstelle der bisherigen „Leibeigenen-App“ die „Tiger-App“, die sie befähigt, anderen Freien auf Augenhöhe zu begegnen. Statt den bisherigen Abhängigkeitsbeziehungen wird nun eine Partnerschaftsbeziehung möglich.
Die Tiger-App ist die „App“ der Befreiten!

TERMINE

INFO-ABEND UND KOLLEGIALER AUSTAUSCH ZUM THEMA “TRAUMA-AUFSTELLUNGEN”
  • für Aufsteller und Therapeuten, die meine Arbeit kennen lernen wollen.
  • für neue Klienten, die meine Arbeit kennen lernen wollen, und für
  • diejenigen, die zwar schon die Einzelarbeit bei mir kennen, aber noch nicht das Aufstellen mit Stellvertretern.

Teilnahmekosten: Hospitation15€, mit Aufstellung für Voll/Halb/Nicht-Verdiener € 150/120/90.
Für Vereinsmitglieder des Vereins Systemische Selbstintegration e.V. ist die Hospitation kostenlos, und eine Aufstellung vergünstigt.

Mittwochs 19-21h (bis einschliesslich August):
Termine: 17. Juli, 7*. August (Hospitation ist noch zu allen Terminen möglich, eine eigene Aufstellung nur bei den mit *versehenen Terminen)

NEU: AB SEPTEMBER INFOABENDE LANGLOTZ DONNERSTAGS 19-21h
Termine: 5*.Sept. und 10*. Okt.  (*= eigene Aufstellung noch möglich)

Bitte vorher anmelden über Email, mit Angabe der Telefonnummer.


AUSBILDUNG 2019/2020

GRUNDSTUFE (Module 1-5)
1.: 12.-14.4.2019

2.: 21.-23.6.2019
3.: 2.-4.8.2019
4.: 5.11.-13.10.2019
5.: 6.-8.12.2019

AUFBAUSTUFE (Module 6-10)
6.: 14.-16.2.2020
7.: 17.-19.4.2020
8.: 12.-14.6.2020
9.: 7.-9.8.2020
10.: 9.-11.10.2020
(Ersatz 11.-13.12.2020)

ES GIBT NOCH FREIE PLÄTZE FÜR „QUEREINSTEIGER“, die bereits woanders eine Aufsteller-Ausbildung gemacht haben!

Weitere Informationen auf meiner Website unter Therapie-Weiterbildung.


Supervision in 2019

4./5. November 2019

Die Supervision ist in erster Linie für alle, die bei mir systemische Selbst-Integration gelernt haben, um sich über den neuesten “Stand der Kunst” informieren: um die neue „Selbst-Integrierende Trauma-Aufstellung“ (SITA) kennen zu lernen. Sie berücksichtigt das von Thomas Hensel beschriebene neue Paradigma, welches die neuesten neurobiologischen Erkenntnisse zur „Gedächtnis-Rekonsolidierung“ umsetzt und daher eine rasche und anhaltende Wirkung entfaltet.
Ich biete euch an, eigene neue Erfahrungen und Beobachtungen mit der Methode der SITA auszutauschen, sich für die Arbeit mit “schwierigen” Klienten Unterstützung zu holen und eigene Anliegen zu bearbeiten.

Zeiten: Erster Tag: 10-18h, Zweiter Tag: 9-17h.
Honorar: € 200

Bitte mit Adresse und Telefonnummer anmelden!

 

Ich grüsse euch alle herzlich

Ero

(versendet: 08.07.2019)