Begriffserklärungen
DIE GRENZE
Die Grenze ist das Grundprinzip des Lebens, beginnend bei den Einzellern. Sie ermöglicht Abgrenzung zur Umgebung, aber auch Austausch. Es entsteht ein Raum mit einem eigenen “inneren Milieu”, das sich von dem der Umgebung unterscheidet.
DER INNERE RAUM
Die Grenze ist auch Grundprinzip der seelischen Struktur. Sie schafft einen inneren Raum, der sich von der Umgebung unterscheiden kann. Das ist Voraussetzung für die individuelle Identität, die anders sein kann als die Umgebung.
DAS SELBST
Als „Selbst“ wird hier DAS verstanden, was wir einmalig und einzigartig sein könnten, unsere authentischen Bedürfnisse, unsere eigene Wahrnehmung, unsere Fähigkeiten. Es ist zunächst ein Potential, das sich weiter entfalten und differenzieren kann.
GRENZE UND SELBST
Unsere Kraft, zwischen Eigenem und Fremden zu unterscheiden, schafft eine unsichtbare Grenze. Und sie wirkt wie ein unbewußter Schutzreflex. Es hält den Inneren Raum frei von Fremdem, so daß sich das “Selbst” entwickeln kann: Eine eigene Identität, eigener Erinnerung, mit eigener Wahrnehmung, dem Zugang zu den eigenen Gefühlen, Wünschen und Bedürfnissen. Dadurch wird Verbindung mit dem „Selbst“ möglich. Das ist die Voraussetzung für Orientierung und Autonomie, für Selbst-Regulation, Wachstum und Entfaltung.
VERLUST DER GRENZE UND SELBSTENTFREMDUNG
Durch Verletzungen, durch Gewalt oder Verlust, meist in der Kindheit, wird der Selbst-Schutzreflex, wird die Abgrenzung in unterschiedlichem Ausmaß beeinträchtigt oder blockiert. Meist entsteht ein verinnerlichtes unbewußtes Abgrenzungsverbot.
Mit dem Verlust von Grenze und eigenem Raum geht die Verbindung zum eigenen Selbst verloren, die Identität, der Zugang zu den eigenen Gefühlen, Wünschen und Bedürfnissen, damit die Orientierung, die Selbst-Organisation, die Autonomie. Statt dessen Selbst-Entfremdung, Identitätsverlust, Desorientierung, Verlust der Autonomie.
INTROJEKT
Um dennoch zu überleben, lernen die Betroffenen, sich nach etwas Fremden zu orientieren: einem Elternteil, dem Lehrer, dem Vorgesetzten – oder nach dem Partner. Diese treten sozusagen an den Platz des verlorenen eigenen Selbst, und werden zu INTROJEKTEN. Zwar ermöglichen sie ein Überleben, aber sie blockieren die Verbindung zum eigenen SELBST, stören sozusagen das „eigene Programm“ und werden dadurch zu „Trojanern“.
KAPITÄN AUF DEM FREMDEN BOOT
Die Konditionierung durch das Trauma bewirkt weiter, dass die Betroffenen sich in den Räumen anderer Personen zuständig fühlen und dort verschiedene Rollen übernehmen. Nicht selten haben sie die Überzeugung, dass sie auf dem „Boot“ z.B. des Partners der bessere Lotse oder Kapitän sind. Der Partner erlebt das als übergriffig. Sie selber hindert das daran, auf ihrem eigenen „Boot“ zu sein. So kann ihr „eigenes Boot in Seenot geraten- weil der Kapitän auf dem falschen Dampfer ist“.
SYMBIOSE ALS ÜBERLEBENSSTRATEGIE
Um wenigstens zu überleben, bleibt den Betroffenen nur übrig, sich nach Fremdem zu orientieren, sich symbiotisch an zu passen. Das eigene Selbst, da es diese Anpassung erschwert, wird als bedrohlich abgewertet, wird ausgegrenzt, abgespalten. Die Betroffenen tendieren dazu, sich manipulieren zu lassen und selbst zu manipulieren, sich abhängig zu machen und andere abhängig zu machen. „Sie brauchen es gebraucht zu werden!“
SYMBIOSE-STRUKTUR
Symbiose wird zur Struktur. Unbewusst bestimmt sie alle (ALLE!) Beziehungen. Das ist die Wurzel für Verwirrung und Leid.
VERWIRRUNG, STRESS, KRANKHEIT
Die Verwirrung der Symbiose besteht darin:
- Identifikaton nicht mehr mit dem Selbst sondern mit Fremden,
- Abgrenzung von “Selbst”-Anteilen, statt Abgrenzung des Fremden.
- Das Aggressionspotential kann sich nicht mehr konstruktiv im Schutz der Grenze entfalten, sozusagen im gesunden Kanal der Abgrenzung. Es staut sich, es wird destruktiv, richtet sich gegen “Selbst”-Anteile, (Selbst-Verletzung, Stress, Erschöpfung, Burnout, Depression, Psychose, somatische Krankheit) oder bricht unkontrolliert nach außen.
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