EHEKRISE I (Verlorener Zwilling)

Edit, eine auffallend schöne aber irgendwie unerreichbar wirkende 35 jährige Frau, fühlt sich umzingelt, sieht keinen Ausweg, zieht sich zurück, lässt ihren Mann nicht mehr an sich heran.
In der HF keine Besonderheiten.
Der Leiter vermutet einen verlorenen Zwilling, stellt die „Testfrage“: „hast du das Gefühl, in deiner Familie und im Leben deinen Platz nicht zu finden? In eine andere Welt zu gehören? Kennst du das Thema Tod?  Edit nickt.
Sie stellt ihr GF auf: die drei Kinder stehen in einem Dreieck, jeder sieht auf den Rücken des anderen. Der Mann schaut auf die Kinder, sie steht seitlich, Blick ins Leere, ihre Selbstanteile weit entfernt.
Der Leiter stellt eine Stellvertreterin für einen verlorenen Zwilling in Blickrichtung von E. Sie bekommt Tränen in die Augen, als wüsste sie endlich, wohin ihre Sehnsucht geht.
In einem sehr berührenden Prozess erkennt sie, dass sie sich am Platz des Zwillings – und an dem seines Selbst – mehr zuhause fühlt als an ihrem eigenen und kann dort aussteigen und sich mit ihrem eigenen Selbstanteilen verbinden. Sie nimmt – zum ersten Mal – ihren eigenen Raum in Besitz, indem sie sich gegenüber dem Zwilling abgrenzt.
Es zeigt sich im Folgenden, dass sie – ohne „eigenes Boot“ – sich auf dem Boot des Mannes „eingerichtet“ hat, sie vertritt sein Selbst, fühlt sich auf seinem Boot als Kapitän – das hindert sie daran, für ihn Partnerin und Geliebte zu sein. Sie steigt aus dem Raum des anderen aus, verbindet sich mit ihren Selbstanteilen und nimmt ihren Raum in Besitz, indem sie ihn auch gegenüber dem Partner abgrenzt.
Sie stellt dem Mann und den Kindern ihren Zwilling vor: „anscheinend war ich mehr bei meinem Zwilling als bei mir selber und konnte daher auch nicht bei euch sein. Das hat nichts mit euch zu tun!“
Sie ist sehr berührt, aber sie kann nicht den Platz neben ihrem Mann einnehmen.
Erst als sie – mit viel Abschiedsschmerz – den Zwilling „ins Licht“ verabschiedet hat, und dieser „freundlich auf sie und ihre Familie schaut“, kann sie sich zögernd ihrem Mann nähern.
Der Leiter schlägt den Satz vor: „Ich habe dir viel zugemutet, danke dass du noch geblieben bist!“

AUTONOMIE-DIAGRAMM: deutliche Besserung bei A (Abgrenzung) B (Selbstverbindung) C (Integration aggressiver Impulse) und F (Destruktion)

EHE-KRISE II (Noch auf Mutters Boot)

Siegfried, ca. 35 Jahre, wurde von einigen Wochen von seiner Frau verlassen. Er habe sehr starke Verlustängste, bewege sich nur vorsichtig, „auf Zehenspitzen“ auf dem Boot seiner Frau. Keine Kinder.
HF: Als Siegfried 14 war, starb sein Vater einen „Sekundentod“ – er hatte mit 6 seinen Bruder verloren.
Aufstellungsbild: Die Eltern stehen sich in 3 Meter Abstand gegenüber, Siegfried etwa 2 Meter abseits, mit Blick zum Vater, sein erwachsenes Selbst 1 Meter neben der Mutter, das kindliche Selbst weit entfernt, hinter den Eltern.
Die Aufstellung zeigt, dass Siegfried in Mutter Raum ist, ihr nicht nur den Partner und ihr Selbst vertritt, sondern auch „Kapitän auf ihrem Boot“ ist. Gegen ein inneres „Verbot“ gelingt es ihm, alle diese Plätze zu verlassen, auf sein eigenes Boot zu gehen, mit seinen Selbstanteilen Verbindung aufzunehmen, und seinen Raum dadurch in Besitz zu nehmen, dass er ihn gegenüber der Mutter abgrenzt.
Bei der Beziehungsklärung zum Vater wird deutlich, dass er sich auch noch in dessen Raum befindet, sich vom Vater noch nicht ablösen und verabschieden konnte. Auch hier gelingt es ihm in einem sehr emotionalen Prozess, sich aus Vaters Raum zu entfernen und seinen eigenen Raum in Besitz zu nehmen.
Er darf sich noch einmal mit dem Rücken an beide Eltern lehnen, die Kraft von beiden nehmen. Dann verabschiedet er sich vom Vater, lässt ihn „dahin gehen, wo er seinen Frieden findet“, und geht mit seinen Selbstanteilen drei Schritte „in einen neuen Lebensabschnitt“!

AUTONOMIE-DIAGRAMM: Extreme Verbesserung in allen Bereichen, nur bei D („Überabgrenzung“) gibt es eine „Verschlechterung“, das ist eine nicht seltene Reaktion nach Aufstellung.


„DER PAPA PACKT DAS NICHT!“

Ulrike, eine 45-jährige Frau, berichtet, dass sie in Beziehungen grosse Angst vor Nähe habe, Angst spüre, sich selber zu verlieren – und den anderen zu verlieren. Deshalb lasse sie sich nicht mehr auf Beziehungen ein.

HF: mit 12  verlor sie ihre Mutter. Sie hatte das Gefühl „Der Papa packt das nicht“ und fühlte sich sehr für ihn verantwortlich.
Sie stellt auf: V und M dicht neben einander, sie in etwa 3 Meter Abstand gegenüber, ihre Selbstanteile weit entfernt.
Im Aufstellungsprozess zeigt sich, daß sie sich in Vaters Raum bewegt, ihm nicht nur die verlorenen Frau, sondern auch sein Selbst ersetzt und sich als Kapitän auf seinem Boot fühlt. Das hinderte sie daran, ihren eigenen Raum in  Besitz zu nehmen und mit sich selber verbunden zu sein. – Das war offenbar auch ihr Beziehungsmuster! –
Es gelingt ihr, aus den „falschen Plätzen“ auszusteigen, sich mit ihren Selbstanteilen zu verbinden und ihren eigenen Raum in Besitz zu nehmen, indem sie ihn gegenüber dem Vater abgrenzt. Der Vater ist sehr erleichtert und stolz, seine erwachsenen Tochter zu sehen – die er bisher vielleicht nicht wahrnehmen konnte, da sie sich auf seinem eigenen Boot „unentbehrlich machte“!
Nun die Beziehungsklärung zur Mutter, die ja vor ihrer Pubertät verstarb. Es ist deutlich, dass sie sich von ihr damals nicht verabschieden konnte, sich immer noch in ihrem Raum befindet. Es gelingt ihr, gegen ein inneres Verbot, aus Mutters Raum auszusteigen, sich mit ihren Selbstanteilen zu verbinden. Um diese Verbindung aufrecht erhalten zu können, grenzt sie ihren Raum gegenüber der Mutter ab.
Verbunden mit ihren Selbstanteilen steht sie nun vor  beiden Eltern. Die freuen sich, dass sie nun bei sich selber angekommen ist und nehmen sie noch einmal in den Arm. Die Mutter kann sich nun verabschieden, gibt Ulrike noch ihren Segen „Lebe dein eigenes Leben, du bist frei“!
Ulrike geht mit ihren Selbstanteilen drei Schritte in einen „neuen Lebensabschnitt“!

Autonomie Diagramm

AUTONOMIE-DIAGRAMM: deutliche Besserung bei A (Abgrenzung) B (Selbst-Verbindung) C (Integration aggressiver Impulse) und besonders F (Destruktion)


MEIN SOHN HAT SICH UMGEBRACHT

Max, 58 Jahre, vom Leben gezeichnet, aber klar, fühlt sich „von Gewichten beschwert“ und möchte gerne mehr er selber sein.
GF: Max hatte zwei Söhne. Sein Sohn hatte eine manisch depressive Erkrankung, war mehrfach in psychiatrisch-stationärer Behandlung und suizidierte sich mit 27 Jahren. Max’ Ehe wurde nach 20 Jahren geschieden.

In der HF von Max gibt es viel Verwirrung und Verletzungen: Die Mutter hatte 3-5 Söhne, alle von verschiedenen Vätern. Er wuchs bei den Eltern der Mutter auf, zunächst im Glauben, das seien seine Eltern. Von 17-20 lebte er bei seiner Mutter, bis diese mit ihrem jüngsten Sohn nach USA ging. Seinen eigenen Vater hat er nur einmal gesehen.

Mike klärt die Beziehung zu seinem Sohn. Er stellt ihn in 4 Meter Abstand sich gegenüber, seine Selbstanteile ca. 2 Meter schräg hinter ihm.
Es zeigte sich, dass er seinem Sohn dessen Selbst ersetzen wollte, dass er sich auch als Kapitän auf dessen Boot fühlte. Er wollte ihm gerne sein Schicksal abnehmen und stellte ihm und seinen Problemen seinen eigenen Raum zur Verfügung.
Nach dem langen Leid war es ihm möglich, aus dem Raum seines Sohnes auszusteigen, ihm sein Schicksal zu lassen – auch den Anteil, für den er als Vater verantwortlich war! Er konnte sich mit seinem erwachsenen Selbst verbinden – das sich trotz allem unbeschwert und wertvoll fühlen kann  – und seinem kindlichen Selbst zuwenden.
Offensichtlich hatte er es vernachlässigt, bzw. seinen Sohn mit seinem kindlichen Selbst verwechselt: Er wollte seinem Sohn das ersparen, was er selber als Kind erlebt hatte.
Dann nahm er seinen Raum in Besitz, indem er sich seinem Sohn gegenüber abgrenzte, unterstützt vom Löwen als Krafttier. Das war ihm sehr ungewohnt, aber seine Augen strahlten!
(Mein Bild: wenn er seinem Sohn, den „eigenen Löwen“ gezeigt hätte, dann hätte der eher die Chance gehabt, sich mit seinem eigenen „Löwen“ (gesunde Aggression) zu verbinden?)
Dann der Abschied.
Der Leiter schlägt vor: „ich achte es sehr, dass du bei uns warst und ich achte deinen Tod.“
Max: ich war auch erleichtert.
Leiter: „und fühlst dich auch dafür schuldig?“
Max nickt.
Der Leiter schlägt einen Satz zu seinem Sohn vor: „ich sehe deine Liebe!“
Max ist sehr berührt.
Zum Schluss kann Max sich von seinem Sohn verabschieden, ihn noch einmal liebevoll umarmen  und ihn dann gehen lassen, dahin, „wo es kein Leid und keine Schuld gibt, nur Liebe und Licht – und Tanz!“ Die Trommel begleitet den Sohn „ins Licht“.
Max dreht sich um und geht, verbunden mit seinen Selbstanteilen, drei Schritte in einen neuen Lebensabschnitt.

KOMMENTAR: Das war eine sehr bewegende Aufstellung, sie macht die Dynamik eines „Symbiotischen Teufelskreises“ deutlich:
Kinder tragen oft für belastete Eltern – und es geht ihnen deshalb nicht gut. Ein sensibler Elternteil spürt das, fühlt sich schuldig und will seinerseits dem Kind etwas abnehmen, dadurch geht es ihm schlechter. Das Kind spürt, dass es diesen Elternteil belastet, dadurch geht es ihm noch schlechter. Dieser Teufelskreis kann dazu führen, dass bei einem der beiden „die Sicherung durchbrennt“.
Dieser symbiotische Teufelskreis wird sofort unterbrochen, wenn einer der beiden – meist der Elternteil – sich abgrenzt und dem anderen dessen Schicksal lässt – einschliesslich des Anteils, den er persönlich beigetragen hat: „Ich stehe dazu, ich kann es nicht rückgängig machen, ich kann da nichts gut machen. Es gehört jetzt zu deinem Leben, eine Herausforderung, an der man zerbrechen – oder wachsen kann!“
Für Eltern ist das am Schwersten! Dem Kind geben sie damit die größtmögliche Kraft!

Autonomie Diagramm

AUTONOMIE-DIAGRAMM: Deutliche Besserung in A (Abgrenzung) B (Selbst-Integration) C (Integration der Aggression) und F (Destruktion)

Sie können ihren Autonomiefragebogen online ausfüllen unter
www.autonomie-training.de