INSTITUT SYSTEMISCHE SELBST-INTEGRATION LANGLOTZ-KUTZELMANN

  • ES BRAUCHT MUT, GLÜCKLICH ZU SEIN, AUCH WENN DAS KOLLEKTIV VERWIRRT IST!


Liebe Freunde,
liebe Kolleg*innen,

Angesichts des aktuellen Leids auf der ganzen Welt könnten manche sich fragen: darf es mir da gut gehen? Darf ich da glücklich sein?
(Die Steilvorlage zu diesem Beitrag lieferte mir mein „Juniorpartner“ Philipp mit seinem Kommentar: „Auch wenn das Kollektiv verwirrt ist, das Individuum kann glücklich sein!“)

Das Glück der Selbstverbindung

Jeden Tag habe ich ein bis zwei Online-Sitzungen mit Menschen, die ich noch nie gesehen habe. Menschen, die zum Teil extrem Schweres erlebt und überlebt haben und noch heute darunter leiden.
Mit dem Konzept der Selbst-integrierenden Trauma-Auflösung gelingt es den meisten, nicht selten bereits in den 2 Stunden der ersten Sitzung, ihr Trauma zu symbolisieren, und ihre gespeicherten Anpassungs-Strategien von damals zu „rekonstruieren“:
Ein Gemisch widersprüchlicher Einstellungen: Selbstverleugnung und Selbst-Überforderung, grandiose Selbstüberschätzung und erbarmungslose Selbstverurteilung führten bisher zu innerem Stress und Erschöpfung. Sie erkennen: Heute noch bestimmen diese Strategien ihr Erleben und Verhalten, ja sogar die Wahl eines Partners – ohne dass sie selber das verändern können.
Wenn sie sich bewusst werden, dass nur durch diese Strategien ihr Überleben damals als Kind möglich war, dann können sie sich heute mit Respekt von diesen Strategien verabschieden, für immer! – ohne sich selber dafür abwerten zu müssen.
Dadurch wird ein „innerer Raum“ frei, in dem sie die Verbindung mit ihrem unverlierbarem „gesunden“ Wesenskern, ihrem „wahren Selbst“ erleben können. Die meisten haben das Glück dieser Verbindung schon einmal spontan erlebt: in der Natur, im Ausland, bei einer schöpferischen Tätigkeit (Kunst, Tanz o.ä.).
Jetzt können sie das Glück der Selbst-Verbindung körperlich spüren: Innere Ruhe und Frieden, Wärme, Freude bis zum Übermut, innere Würde und Kraft, und eine tiefe Zufriedenheit.
Bemerkenswert: gerade die Menschen, die sich schwach und erschöpft fühlen, weil sie so Schweres glaubten ertragen zu müssen, erleben eine Überraschung. Ihre Kraft, die solange gebunden war im Tragen des Unerträglichen, wird durch den Klärungsprozess endlich frei.
Diese Erfahrung, anderen bei ihrer Transformation von Leid in Glück begleiten zu können, macht auch mich glücklich.
„Auch Glück kann ansteckend sein!“

BRAUCHT ES MUT, UM GLÜCKLICH ZU SEIN?

Wir erleben täglich im Aufstellungsprozess mit traumatisierten Klienten, dass es sich für sie VERBOTEN UND WIE VERRAT anfühlt, selber glücklich zu sein,  wenn es einer geliebten Person, oder dem traumatisierten Familienkollektiv schlecht ging, vielleicht über Generationen hinweg! Zwei Beispiele sollen das verdeutlichen.
Ein 16-jähriger Junge, dessen Vater sich von der Mutter getrennt hatte, da sie so depressiv war und unter Kopfschmerzen litt, bekam selber Kopfschmerzen. Er sagte zu seinem Vater: „das ist doch schön für die Mama, wenn sie jetzt mit ihren Kopfschmerze nicht mehr so alleine ist!“
Eine junge Frau, deren geliebte Grossmutter auf der Flucht sexuelle Gewalt erlebt hatte, hat selber eine Missbrauchserfahrung. Dadurch fühlt sie sich dieser Grossmutter noch mehr verbunden als zuvor.

Nüchtern betrachtet, scheint da die Illusion zu wirken, dass Verbindung mit einer traumatisierten Person nur möglich ist – oder verstärkt wird – durch LEID:
durch Übernehmen fremden Leids,
durch Teilen des Leids
oder indem man eigenes Leid “kreiert”, aus “Loyalität” mit den belasteten Famlienmitgliedern.
Dieses bizarre Phänomen kann man bezeichnen als TRAUMABINDUNG. Systemisch betrachtet könnte man diese Traumabindung verstehen als KOMPENSATIONSVERSUCH: wenn eine Beziehung durch gegenseitige absichtslose, – „wahre“ – Liebe nicht möglich ist.
Denn, wie die Beispiele zeigen, diese Traumabindung wird von den Betroffenen irrtümlich für LIEBE gehalten.
Welch schreckliche Verwirrung!
Diese „Liebe“ ist keine Liebe! Denn sie hält die Betroffenen fest, im Leid.
Ganz anders die absichtslose, “wahre” Liebe: Sie lässt den Anderen frei, seinen eigenen Weg zu gehen. die Erfahrung einer solchen absichtslosen Liebe ist beglückend, und öffnet das Herz für die eigene absichtslose Liebe, sodass eine starke gegenseitige Anziehung entstehen kann.
Diese gegenseitige Anziehung durch absichtslose Liebe schafft auch eine “Bindung”! Aber wie verschieden ist sie von der Bindung durch Trauma!
Wie verwirrt ist unser – traumatisiertes! – Kollektiv, wenn wir die Begriffe “Bindung” und “Liebe” für so entgegengesetzte Phänomene verwenden! Diese Verwirrung ist ein Aspekt des verbreiteten Symbiosemusters Da wird fehlende gesunde Abgrenzung als „Liebe“ missverstanden.
Andrerseits wie heilsam und klärend („entwirrend“) ist es, wenn wir lernen, da genauer zu unterscheiden!
Auch wenn sich das für unser (verwirrtes) Gefühl VERBOTEN anfühlt! Daher stimmt der Satz:
ES BRAUCHT MUT, GLÜCKLICH ZU SEIN, AUCH WENN DAS KOLLEKTIV VERWIRRT IST!
Gerade in diesen unruhigen Zeiten kann uns diese Einsicht Kraft und Klarheit geben, um den Alltag besser zu bewältigen.
Diese Überlegungen wollte ich heute mit euch teilen.
Was denkt ihr dazu?
Ich freue mich über eure Beiträge zu diesem Thema auf unserem Forum.
https://www.systemische-selbstintegration.de/t302f2-ES-BRAUCHT-MUT-GLueCKLICH-ZU-SEIN-AUCH-WENN-DAS-KOLLEKTIV-VERWIRRT-IST.html#msg635

TERMINE

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Wir grüssen euch herzlich!

Ero und Phil

(versendet: 31.12.2024)