- Markus Gabriel „Neuer Realismus“
- Macht, Asymmetrische Beziehungen und Selbst-Entfremdung
- Kriterien einer gesellschaftlichen Moral
- Beitrag der systemischen Selbst-Integration
- TERMINE
Liebe Freunde,
Liebe Kolleg*innen,
Ich möchte euch von einem jungen Philosophieprofessor berichten, der mich durch seine klugen, erfrischend lebendigen und provozierenden Vorträge beeindruckt hat. Das hat auch meine eigenen Überlegungen befruchtet.
Neuer Realismus
Markus Gabriel ist ein prominenter Vertreter des „Neuen Realismus“, und vertritt die Auffassung, dass wir die Realität so erkennen können wie sie ist. Er ist davon überzeugt, dass es die Aufgabe der Philosophie sei, die gesellschaftliche Realität der Gegenwart kritisch zu beobachten und die moralischen Voraussetzungen zu formulieren, die ein „Gutes Leben“ ermöglichen – für alle und auch für unsere Kinder und Enkel.
Das knüpft an den kategorischen Imperativ von Kant an
“Als Kriterium, ob eine Handlung moralisch gut sei, wird hinterfragt, ob sie einer Maxime folgt, deren Gültigkeit für alle, jederzeit und ohne Ausnahme akzeptabel wäre und ob alle betroffenen Personen nicht als bloßes Mittel zu einem anderen Zweck behandelt werden, sondern auch als Zweck an sich.“
Eine symmetrische Beziehung ist gekennzeichnet durch gegenseitige Achtung. Das ermöglicht eine Begegnung „auf Augenhöhe“ und eine Beziehung die durch den Ausgleich von Geben und Nehmen bestimmt ist – statt durch Benutzen und Benutzt-werden.
Wenn ich den anderen „zu einem anderen Zweck“ behandle, dann benütze ich ihn, um meine Ziele (Zwecke) besser erreichen zu können. Dann setze ich meinen Zweck höher als seinen – so als hätte ich ein Recht dazu. Damit schränke ich das Recht des anderen, seinen eigenen Zweck (Ziel) zu verfolgen, ein: sein Recht auf Selbst-Bestimmung. Statt einer Ebenbürtigkeit (Symmetrie) entsteht so ein Gefälle zwischen mir und ihm. Eine solche Beziehung nennt man asymmetrisch.
Durch diese Asymmetrie entsteht Macht. Und Macht verstärkt diese Asymmetrie. Ein sich selbst verstärkender Prozess.
Macht, Asymmetrische Beziehungen und Selbst-Entfremdung
Wird durch mein Verhalten die Selbstbestimmung des anderen verschlechtert, dann entsteht ein Macht-Gefälle. Es handelt sich um eine asymmetrische Beziehung. “Asymmetrische” Beziehungen gibt es zwischen Individuen, aber auch zwischen Staaten und Organisationen. Das Machtgefälle führt dazu dass der Gewinn des Überlegenen einhergeht mit einer Tendenz zu Ent-Würdigung und Ausbeutung und bisweilen Zerstörung des anderen.
Diese Art von Beziehungen ist charakteristisch für den Kolonialen Imperialismus und für den Profitorientierten Kapitalismus. Das hat in den letzten 30 Jahren – durch das neoliberale Wirtschaftssystem – zugenommen und ist für die Eskalation der globalen Zerstörung verantwortlich.
Kriterien einer gesellschaftlichen Moral
Als entscheidendes Merkmal des Menschseins sehen wir dessen Fähigkeit zur Selbstbestimmung an. Dank der Aufklärung hat dies Recht auf Selbstbestimmung Eingang in die demokratischen Verfassungen gefunden (als Menschenrechte).
Selbstbestimmung ist ein einfaches Kriterium, um die moralische Wertigkeit eines Verhaltens zu beurteilen. Je nachdem ob durch mein Verhalten die Selbstbestimmung DES ANDEREN vergrössert wird, unverändert bleibt oder verschlechtert wird, kann mein Verhalten als moralisch gut, neutral oder schlecht bezeichnet werden.
Markus Gabriel nach Corona: „Kein Zurück zu einer Normalität, die gar keine war!“
In einem Interview vom 20.5.20 im After-Corona-Club des NDR vertritt Gabriel dazu seinen Standpunkt.
Eine Rückkehr zur alten Normalität könne und werde es nicht geben. Und das, sagt Gabriel, ist eigentlich eine gute Nachricht: “Denn die Normalität, die jetzt endgültig zerstört ist, war in einem bestimmten Sinne nicht normal, sondern letal. Wir haben ja systematisch an der Selbstausrottung der Menschheit gearbeitet. Die Ordnung vor Corona war eben überhaupt nichts, nach dem wir uns zurücksehnen sollten, sondern wir müssen nach vorne denken. Wir leben längst in einer ganz neuen Phase der Menschheit.”
Die Sehnsucht nach der Welt vor Corona ist natürlich da, aber Gabriel interpretiert sie als eine Sehnsucht, die noch nicht gemerkt hat, dass die Vergangenheit ein Irrtum war, “weil das selbst auferlegte Joch des Burn-out-Kapitalismus uns über Jahrzehnte des sogenannten neoliberalen Denkens aufgenötigt wurde. Ja, wir haben uns sozusagen umprogrammiert und glauben jetzt seit circa 30 Jahren, dass ein in Wirklichkeit schlechtes Leben ein gelungenes Leben ist. Wir haben uns in einem schlechten Leben eingerichtet, und Gewohnheiten legt man nicht so schnell ab, auch wenn sie schlechte waren”. Es sei Zeit zu erkennen, “dass ein gutes, gelungenes Leben nicht darin besteht, sinnlose Konsumgüter anzuhäufen, deren Herstellungsbedingungen dazu führen, dass vermutlich unsere Enkel oder spätestens unsere Urenkel ersticken werden, weil wir den Planeten zerstört haben”.
Gabriel sieht einen große “moralische Errungenschaft” darin, dass unsere Gesellschaft sich rasch damit einverstanden erklärt hat, Mehrheitsrechte zugunsten einer gefährdeten Minderheit einzuschränken. …..Allerdings….müssten wir unsere positive Erfahrung der Rücksichtnahme ausweiten: “Die Liste derjenigen, gegenüber denen wir moralische Verpflichtungen haben, ist ja viel länger als die die Risikopatienten, die jetzt in den Listen des Robert Koch-Instituts geführt werden. Ja, ein wirklich großer Sprung für Deutschland wäre es, wenn wir lernen, dass unsere moralischen Pflichten nicht an der Grenze aufhören und sowieso nicht dort, wo Menschen ungefähr aussehen wie wir.” (https://www.ndr.de/kultur/After-Corona-Club-mit-Markus-Gabriel,gabriel922.html)
Beitrag der Selbst-integrierenden Therapie
Vom Standpunkt der SSI aus können wir als Merkmal dieser kollektiven Fehlentwicklung eine selbst-entfremdete Persönlichkeitsstruktur benennen: Das „Symbiosemuster“ Es tritt sowohl individuell auf, als auch kollektiv. Es ist die Folge einer traumatischen Erfahrung und geht einher mit Selbstwert-Verlust. Fehlt aber dieses „intrinsische“ Selbstwertgefühl, dann schaffen wir uns ein „falsches“ Selbstwertgefühl (extrinsisch): wir suchen Ersatz in Surrogaten (Besitz, Konsum, Macht) von denen wir nicht genug bekommen können – einfach weil sie nicht „satt“ machen.
Natürlich ist der Abschied von den alten Gewohnheiten, die wie Drogen unser Bewusstsein betäubt haben, schmerzhaft. Aber das neue Verständnis von Strukturtraining macht den Zusammenhang von Trauma, Selbstentfremdung, Abhängigkeit verständlich. Das eröffnet Strategien zu Selbstverbindung und Resilienz. Der Langlotz-Prozess zeigt einen Weg aus diesem Dilemma.
Das Wahrnehmen und Respektieren der eigenen – wie auch der fremden – lässt uns erkennen, wo wir zuständig sind, und wirksam – und wo nicht, sodass unsere Energie verloren geht.
Das Einsetzen der Kraft, gerichtet und für uns gibt das Gefühl von Wirksamkeit und macht zufrieden.
Die Wiederverbindung mit dem eigenen Wesen – von dem man bisher getrennt war – kann zu einer tiefen Entspannung, Zufriedenheit und einem Gefühl von Sinnhaftigkeit führen.
Neues Video Online-Aufstellungen bei Zwangsgedanken, übernommenes Trauma des Grossvaters: https://youtu.be/uAXYs-j03W0
TERMINE
Therapieseminare ONLINE
22.-23. August noch freie Plätze
26.-27.September noch freie Plätze
24.-25. Oktober noch freie Plätze
28.-29. November noch freie Plätze
Achtung! Geänderte Seminarzeiten: Samstag (9:30h bis ca. 19h) und Sonntag (9:30h bis ca. 14h)
HONORAR
Mit Aufstellung, Erstteilnehmer:
Vollverdiener: Euro 400.- Geringverdiener: Euro 300.-
Nichtverdiener: Euro 200.-
Eine zweite Aufstellung ist manchmal möglich, wenn genug Zeit bleibt.
Sie kostet zusätzlich Euro 100.-
Bonus für Wiederholer mit Aufstellung:
jeweils Euro 50.- Ermäßigung
für Hospitanten ohne eigene Aufstellung:
Jeweils Euro 100.-
Anmeldung unter www.e-r-langlotz.de
Online-Ausbildungs-Seminare
Auch Ausbildungsseminare werden nur noch online stattfinden.
Ich biete, zusammen mit meinem Assistenten und Kollegen Dr. phil. Philipp Kutzelmann zwei unterschiedliche Formen der Ausbildung an:
A Grundausbildung in 8 Modulen a 3 Tage über zwei Jahre.
Hier wird das Konzept und die verschiedenen Formate ausführlich erläutert und eingeübt. Es gibt Raum für das Bearbeiten eigener Anliegen – entscheidende Voraussetzung für die therapeutische Arbeit. Abschluss mit Zertifikat und mit der Option auf die Therapeutenliste zu kommen.
und
B Verkürzte Intensivausbildung in 2 Modulen a 4 Tage.
Diese Ausbildung ist gedacht für erfahrene Therapeuten, die ihre Themen bereits – mehr oder weniger – bearbeitet haben, und die Elemente dieses Konzeptes in ihre eigene therapeutische Arbeit integrieren möchten.
A NEU: Online Grundausbildung 2020/2021, (Termine sh. Homepage)
GRUNDSTUFE (Module 1-4)
1: 12.-14.2.2021
2: 16.-18.4.2021
3: 11.-13.6.2021
4: 17.-19.9.2021
(E1 19.-21.11.2021 Ersatztermin)
AUFBAUSTUFE (Module 5-8)
5: 11.-13.2.2022
6: 15.-17.4.2022
7: 10.-12.6.2022
8: 23.-25.9.2022
(E2 18.-20.11.2022 Ersatztermin)
Zeiten: jeweils von 09:30-13h und 15h-18h
Honorar: € 400 je Modul, wird kurz vor Beginn des Moduls abgebucht.
Online Grundausbildung 2020/2021, (Termine sh. Homepage)
Weitere Informationen und Anmeldungen unter Therapie-Weiterbildung.
B Verkürzte Intensivausbildung in 2 Modulen a 4 Tage
Kurs 2020/2021
Diese Intensiv-Ausbildung biete ich zusammen mit Dr. phil. Philipp Kutzelmann an. Sie ist gedacht für erfahrene Therapeuten – auch anderer Schulrichtungen – welche die Lösungsprinzipien der SITA in ihre bisherige Vorgehensweise integrieren möchten und nur wenig Bedarf an der Bearbeitung eigener Traumata haben.
Die verkürzte Intensiv-Ausbildung umfasst zwei Module a 4 Tagen (19 Zeitstunden). Zum Vergleich: die reguläre Ausbildung umfasst 2 mal 4 Module, die zur Anwendung der Methode auch in Gruppen befähigt und den Teilnehmer*innen sehr viel Gelegenheit für die Bearbeitung eigener Traumata im geschützten Raum einer fortlaufenden Gruppe bieten.
Termine:
1. 03.-06.12.2020 und
2. 08.-11.4.2021
Zeiten: jeweils 9:30-13h und 15-18h
Die beiden Module können nur gemeinsam als Block gebucht werden.
Das Honorar beträgt für die beiden Module € 1500, und ist bei der Anmeldung fällig.
INFO-ABEND UND KOLLEGIALER AUSTAUSCH ZUM THEMA “Online-Strukturtraining”
- für Aufsteller und Therapeuten, die meine Arbeit kennen lernen wollen.
- für neue Klienten, die meine Arbeit kennen lernen wollen, und für
- diejenigen, die zwar schon die Einzelarbeit bei mir kennen, aber noch nicht das Aufstellen mit Figuren.
Zeit: DONNERSTAGS 19-21h
Termine 2020: 27.* August, 10.* und 24.* September (*= eigene Aufstellung noch möglich)
Teilnahmekosten: Hospitation 20€, mit Aufstellung für Voll/Halb/Nicht-Verdiener 150/120/90€ .
Bitte vorher anmelden über praxis@e-r-langlotz.de, mit Angabe der Telefonnummer.
HINWEIS:
Mein Assistent Philipp Kutzelmann bietet an
Online-Infoabende, einmal im Monat jeweils Mittwochs.
Und
Online-Seminare: Systemisches Autonomie- und Resilienztraining nach Langlotz
Datum und Seminarzeiten: 16/17.05.2020 – 15/16.08.2020 – 05./06.12.2020
jeweils 10:00 Uhr – bis 13:00 Uhr und 15:00 Uhr bis 18:00 Uhr
Honorar: 250 Euro
Informationen unter https://www.kutzelmann-aufstellungen.de/
Anmeldung unter: 0151/14271599 oder beratung@kutzelmann-aufstellungen.de
ONLINE-SUPERVISION
Termine: 02./03. November 2020, 08./09. März 2021, 07./08. November 2021
Die Supervision ist in erster Linie für alle, die bei mir systemische Selbst-Integration (SSI) gelernt haben, um sich über den neuesten “Stand der Kunst” zu informieren: um das neue Konzept „Strukturtraining als Therapie“ kennen zu lernen. Dies Konzept berücksichtigt das von Thomas Hensel beschriebene neue Paradigma, welches die neueren neurobiologischen Erkenntnisse zur „Gedächtnis-Rekonsolidierung“ umsetzt und daher eine rasche und anhaltende Wirkung entfaltet.
Ich biete euch an, eigene neue Erfahrungen und Beobachtungen mit der Methode der SSI auszutauschen, sich für die Arbeit mit “schwierigen” Klienten Unterstützung zu holen und eigene Anliegen zu bearbeiten.
Zeiten: Erster Tag: 9:30-18h, Zweiter Tag: 9:30-17h.
Honorar: € 250
Teilnehmerzahl begrenzt! Bitte rechtzeitig anmelden per Anmeldeformular >
Dr. phil. Philipp Kutzelmann:
Online-Intensivseminar für AusbildungsteilnehmerInnen
19./20.09.2020 – Systemische Selbstintegration im Online-Einzelsetting
Die Arbeit mit der Systemischen Selbstintegration eignet sich ganz hervorragend für die Anwendung im Einzelsetting. Aus diesem Grund ist Block Drei ganz der Anwendung der SSI im Rahmen von Einzelsitzungen gewidmet. Die Themenschwerpunkte umfassen u.a.:
Kreative Mittel und Gestaltungsmöglichkeiten: Münzen, Figuren, Bodenanker und Stühle
Gestaltung des Beratungssystems, Vorgespräch und Auftragsklärung
Prozessgestaltung und hilfreiche Tools
Aufstellung als Gespräch – Die Arbeit mit Aufstellungsminiaturen, Aufstellungsübungen und Gesprächssegmenten
Jedes Seminar besteht aus:
Praxisdemonstrationen anhand von Aufstellungen (Eigene Themen können gerne eingebracht werden – eine eigene Aufstellung pro Modul kann jedoch nicht garantiert werden.)
Methodische Diskussionen der demonstrierten Aufstellungen
Frage & Antwort Runden
Termin: 19./20.09.2020
Leitung: Dr. phil. Philipp Kutzelmann
Preis: 250 Euro (Anpassung für Geringverdiener im Einzelfall möglich)
Kann als Coaching und damit als Weiterbildungsmaßnahme von der Steuer abgesetzt werden.
Informationen unter https://www.kutzelmann-aufstellungen.de/
Anmeldung unter: 0151/14271599 oder beratung@kutzelmann-aufstellungen.de
Ich grüsse euch herzlich!
Schützt euch und
BLEIBT XUND!
Ero
(versendet: 15.08.2020)