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Liebe Freunde,

Liebe Kolleg*innen,

Der Jahreswechsel und die Wintersonnenwende hat mich zu einer Meditation angeregt: der Switch.

DER SWITCH

In der täglichen Arbeit mit der systemischen Selbst-Integration erleben wir immer wieder, wie Individuen – aber auch ganze Kollektive – durch Traumen verwirrt und destruktiv werden. Sie sind ihrem eigenen Selbst entfremdet, und werden stattdessen bestimmt von Introjekten. Diese Introjekte können unterschiedlicher Natur sein: Geschwister oder prägende Bezugspersonen, die man so früh verloren hat, dass man sie nicht verabschieden konnte, aber auch destruktive Glaubenssätze – „ich bin falsch“, „ich habe kein Recht, glücklich zu sein“ etc. – oder frühe Traumata die zusammen mit den kindlichen „Überlebensstrategien“ unbewusst verinnerlicht werden, so als würden sie auch dem Erwachsenen das Überleben ermöglichen.

In jedem Aufstellungsprozess werden die Selbst-entfremdenden und Selbst-destruktiven Auswirkungen dieser „Konditionierung durch Trauma“ bewusst. Das ermöglicht die Einsicht, dass durch einen gezielten Prozess ein „SWITCH“, ein Richtungswechsel des aggressiven Potentials möglich ist, nicht mehr gegen das Selbst, sondern in die Abgrenzung, gegenüber den destruktiven Introjekten, gegenüber den Menschen, die – selber traumatisiert – uns verletzen und ausnützen und zerstören. Die Betroffenen fühlen sich geerdet, sie fühlen sich erleichtert und beschwingt. Ihre Haltung, zunächst gebückt von dem übernommenen Fremden, richte sich auf, das Gesicht, zuvor ernst und bedrückt, glättet sich, die Augen strahlen.

Ein Blick in die Welt zeigt uns, wie auch „im Grossen“ destruktive Machtkomplexe – Finanz-und Wirtschaftskonzerne und Politiker, die diese Konzerne nicht mehr regulieren sondern sich von ihnen benutzen lassen – diese Erde und ihre Bewohner, Menschen wir Tiere, benutzen, ausbeuten, vergiften, zerstören. Diese Konzerne geben vor, Arbeitsplätze zu sichern und Armut und Hunger zu bekämpfen, in Wirklichkeit erhöhen sie den Leistungsdruck, verknappen die Arbeit durch befristete oder Teilzeit Jobs. Sie verstehen es ihre Gewinne zu maximieren, indem sie Steuern „legal“ hinterziehen, und die Folge-Kosten ihrer Ausbeutung von Mensch und Natur der Allgemeinheit überlassen. Den Kommunen fehlt das Geld, um die Infrastruktur aufrecht zu erhalten, um Schulen Strassen und Schwimmbäder zu renovieren.

Diese Machtkomplexe haben keine selbst begrenzende Regulation, sie werden nur von einem Ziel bestimmt, ihre Macht zu erhalten und zu steigern. Damit gleichen sie einem Krebsgeschwulst, welches wie ein Parasit den „Wirtsorganismus“ zerstört – und damit am Ende auch sich selbst.
Fatal: Dieser „unheilige“ Allianz von Wirtschaft und Politik wurde der Weg bereitet durch eine andere unheiligen Allianz, die über Jahrhunderte die politisch-soziale Entwicklung des Abendlandes bestimmt hat: die Allianz von Altar und Tron, die Hierarchie („Heilige Herrschaft“) von Adel und Klerus. Über Jahrhunderte waren 80% der Bevölkerung – vor allem auf dem Lande – Leibeigene. Sie gehörten zu dem Land, das sie bewirtschafteten, und waren wie dieses Besitz der Adels-Herren – und des Klerus. Um diese Leibeigenschaft aufrecht zu erhaltenen, musste das gesunde Bedürfnis nach Autonomie gebrochen werden, welches mit einem Bewusstsein der eigenen Würde, und einem Recht auf Selbst-Bestimmung einhergeht. Dazu bedurfte es einmal der blanken Gewalt – die Landbesitzer hatten das Recht, die Leibeigenen nach eigenem Gutdünken zu „züchtigen“ – und eines speziellen Selbst-entfremdenden Erziehungsprogrammes, welches den Betroffenen einschärfte, dass sie von Geburt an schuldig sind und der Erlösung bedürftig sind, durch das Opfer des Gottes-Sohnes. Und dass sie sich – wie dieser – der Allmacht bedingungslos zu unterwerfen hätten. Als Ausgleich für das Leiden im Hier und Jetzt erhielten sie die Verheissung, dafür einmal in den Himmel zu kommen – statt in die Hölle. Das brachte sie dazu, „mit Freuden zu dienen und zu leiden“. Auch wenn sie sehen mussten, dass Adel und Klerus schon jetzt sehr diesseitige Freuden geniessen durften.

Für dies Erziehungsprogramm zu Selbstentfremdung und Unterwerfung war die Amtskirche mit ihrer Doktrin zuständig. Sie liess sich von der Macht benutzen – verriet dadurch die Botschaft Jesu – aber sie profitierten von dieser Allianz. So entstand die Mentalität einer „seelischen Leibeigenschaft“, eine Anpassungs- und Unterwerfungsmentalität, die trotz Aufklärung und demokratischer Verfassung auch heute noch wirksam ist. Diese „kollektive Selbstentfremdung“ erklärt, warum sich die „schweigende Mehrheit“ von den Mächtigen benutzen und verwirren lässt.

Die Priester-Religion benutzte die Vorstellung eines Allmächtigen Gottes, um die Allmacht des Trones zu legitimieren. Um den Einzelnen abhängig zu machen, nahm sie ihm seine Würde und sprach ihm das Recht auf eine „natürliche“ Spiritualität ab, welche eine unmittelbare Verbindung und tiefe Achtung verspürt gegenüber den Menschen, gegenüber der Erde.

DER SWITCH

Auch im aktuellen Szenario einer globalen Selbstzerstörung ist ein Switch, ein Richtungswechsel möglich. Das zunehmende Leid der einzelnen ist geeignet, das öffentliche Bewusstsein für diese selbst-destruktiven Dynamiken zu wecken. Es gibt immer mehr Menschen, die nicht mit Apathie und Resignation reagieren, sondern konstruktiv nach alternativen Strukturen suchen. Die sich einsetzen für die wirklichen Bedürfnisse der Menschen: eine gesunde Umwelt, bezahlbare Wohnungen, bezahlbare gesunde Ernährung, Arbeitsverhältnisse, die es ermöglichen eine Familie zu ernähren.

Genossenschaftliche Solidargemeinschaften, Unterstützung der regionalen Wirtschaft, Berücksichtigung von Nachhaltigkeit, von Sozial- und Umweltverträglichkeit sind weitere Gesichtspunkte dieses Veränderungsprozesses.

Diese Gruppen werden sich immer mehr vernetzen, und alternative Strukturen entwickeln, welche hoffentlich in der Lage sind, die Folgen eines drohenden Zusammbruchs des Wirtschaftssystems zumindestens abzufedern.

Es ist erfreulich, dass auch christliche Gruppen, die sich auf die ursprüngliche Botschaft Jesu berufen, diese Ziele vertreten. Wenn sie die selbstentfremdenden Aspekte der kirchlichen Doktrin erkennen und benennen und schrittweise – gegen die eigenen Hierarchien – ersetzen, durch alternative Botschaften, welche die Würde des Einzelnen, und sein Recht auf Ungehorsam gegenüber einer autoritären Obrigkeit stärken, dann tragen sie noch mehr zu diesem erforderlichen Bewusstseinswandel bei.

Ansätze dazu finden sich in einer kircheninternen Kritik an der sogenannten „Kreuzestheologie“, die Paulus entwickelt hatte, um die Verfolgung der jungen Gemeinde durch den römischen Staat abzuwenden. Statt den römischen Statthalter Pontius Pilatus und die römischen Besatzer für den schmachvollen Foltertod Jesu am Kreuz verantwortlich zu machen, deutete er das Geschehen um in eine „Heilstat Gottes“. Nur durch den Opfertod des einzigen Sohnes sei es möglich gewesen, die von der Erbsünde belastete Menschheit zu erlösen. Diese Umdeutung stellte zwar die Botschaft Jesu auf den Kopf, aber sie ermöglichte den Gemeinden das Überleben. Mehr noch, die Kirche – durch diese Umdeutung „kompatibel“ mit der staatlichen Macht – wurde zur römischen Staatsreligion. An dieser Allianz von Altar und Tron profitierten beide Seiten. Dabei hatte Jesus den Machtmissbrauch der jüdischen Priesteraristokratie kritisiert! (Dazu: Rezan Aslan „Der Zelot“)
Diese Umdeutung hatte weitere Folgen: Wenn Unrecht und Leid zur „Heilstat“ verklärt werden, dann wird der Blick getrübt, dann geht die Wahrnehmung für eigenes und fremdes Unrecht und Leid verloren, und damit die Fähigkeit, selbst erfahrenes Unrecht und Leid zu erkennen, es zu benennen und sich dagegen zu wehren.
Bemerkenswert, dass besonders feministische Theologinnen diese „Kreuzestheologie“ mit ihrer autoritären, menschen- und lebens-feindlichen Doktrin kritisieren. (Dorothea Sölle, Doris Strahm 2007 „Das Kreuz mt dem Kreuz“, aber auch Matthew Fox, „Der grosse Segen“) Besonders katholische Theologinnen – und Theologen – verdienen dafür allen Respekt, Sie müssen zum Teil für ihren Mut mit einem Berufsverbot „büssen“.

Es braucht eine neue Aufklärung. Der Schritt vom homo erectus zum homo sapiens ist noch nicht erfolgt! Und wir werden diesen Schritt auch nicht als Zuschauer – im Fernsehsessel – erleben. Sondern nur, wenn wir die eigene Konditionierung zur Selbst-Entfremdung und Anpassung, zu Unterwerfung und Sich-benutzen-lassens erkennen und auflösen. Wenn wir aus der anerzogenen Ohnmacht aussteigen, unsere eigene Macht erkennen und für diese Veränderung einsetzen.

Ero Langlotz Dezember 2017

TERMINE

Informations- und Austauschabend

In der Regel jeden 1. und 3. Mittwoch im Monat gibt es in der Praxis von 19-21h einen Info- und Austauschabend. Er ist gedacht

  • für neue Klienten, die meine Arbeit kennen lernen wollen, und für diejenigen, die zwar schon die Einzelarbeit bei mir kennen, aber noch nicht das Aufstellen mit Stellvertretern.
  • für Aufsteller und Therapeuten, die meine Arbeit kennen lernen wollen.

Teilnahmekosten: € 15, mit Aufstellung € 100.

Bitte vorher anmelden über Email, mit Angabe der Telefonnummer.

Nächste Termine: 6.12.2017, 17.1.2018, 7.2.2018.


WB 2017/18 Terminänderung!

Modul 8: 10.-12.8.2018 (statt 9.-11.8.2018)
Ersatztermin: 15.-17.2.2019 (statt 25.-27.1.2019)


WEITERBILDUNG 2018/9

GRUNDSTUFE (Module 1-5)
Beginn:
1: 02.-04.02.2018
2: 04.-06.05.2018
3: 06.-08.07.2018
4: 13.-15.09.2018
5: 09.-11.11.2018
(Ersatztermin, falls ein Modul ausfällt: 25.-27.01.2019)

AUFBAUSTUFE aus Weiterbildung 2017/8 (Module 6-10)
6: 20.-22.04.2018
7: 15.-17.06.2018
8: 09.-11.08.2018
9: 12.-14.10.2018
10: 14.-16.12.2018
(Ersatztermin: 25.-27.01.2019)

Weitere Informationen unter http://www.e-r-langlotz.de/familientherapie/familientherapie_weiterbildung.php


Supervision 2018

19./20.03.2018

Die Supervision ist besonders wichtig für alle, die bei mir systemische Selbst-Integration gelernt haben, um sich über den neuesten “Stand der Kunst” zu informieren: die neuen Formate „Glaubenssatz“ und „Problem als Schlüssel zur Lösung“. Darüber hinaus geht es diesmal auch darum, wie die Methode der Systemischen Selbst-Integration von ausgebildeten Therapeuten weitergegeben und weiter entwickelt werden kann.

Gäste sind herzlich eingeladen. Ich biete euch an, eigene neue Erfahrungen und Beobachtungen auszutauschen, sich für die Arbeit mit “schwierigen” Klienten Unterstützung zu holen und eigene Anliegen zu bearbeiten.

Zeiten: Erster Tag: 10-18h, Zweiter Tag: 9-17h.
Honorar: € 200

Bitte mit Adresse und Telefonnummer anmelden!

Ich wünsche euch einen guten Übergang ins Neue Jahr. Lasst  Euch inspirieren von dem neu erstarkenden Licht der Sonne!

Ero

(versendet: 1.12.2017)