• Traumatisierte Kollektive: das Trauma als „Bindemittel“
  • Trauma – und spirituelles Missverständnis
  • Intensiv-Ausbildung für erfahrene Therapeuten
  • TERMINE


Liebe Freunde,

Liebe Kolleginnen,

Manche haben mich schon besorgt gefragt, ob ich Ende 2019 mit der Arbeit aufhöre. NEIN! Ich habe vor, wenn möglich noch 10 Jahre lang zu arbeiten. Wenn ich jetzt schon meinen Assistenten Phil Kutzelmann bitte, in meinen Räumen Infoabende und Therapieseminare anzubieten, dann nur, um mich etwas zu entlasten. Die Termine für Therapie und Weiterbildung 2020 findet ihr in diesem Newsletter.
Nun zwei Beobachtungen aus meiner traumatherapeutischen Praxis.

Traumatisierte Kollektive: das Trauma als „Bindemittel“

Hier geht es um ein verbreitetes, auch von manchen Therapeuten als Loyalität bezeichnetes – und damit missverstandenes – Phänomen. Wenn eine Klient*in eine geliebte sehr traumatisierte Bezugsperson emotional nicht erreichen kann, das heißt wenn sie zu ihr keinen direkten Ich-Du-Kontakt bekommen kann, dann versucht sie bisweilen – quasi als Ersatz – über das Teilen eines übernommenen Leides eine symbiotische Bindung herzustellen. So als könne sie ihr nur auf diese Weise ihre Liebe zeigen. (Da wird das Motto “geteiltes Leid ist halbes Leid” zu wörtlich genommen).

Das nenne ich im Jargon die “Trauma-App” – da auch später Bindungen zum Beispiel zu einer Partner*in nach diesem symbiotischen Beziehungs-Modell erfolgen, wenn auch ausschließlich zu traumatisierten Personen!
Wenn man die Klient*innen danach befragt, dann bestätigen sie regelmässig: Das Loslassen dieses übernommenen Traumas empfindet sie als Verrat gegenüber dieser Bezugsperson, so als würde sie diese Bezugsperson mit ihrem Trauma dadurch alleine lassen. Das erklärt warum das – unbewusst – übernommene Trauma der geliebten Mutter das eigene Leben so grundlegend bestimmen kann. Und warum sich die Klient*innen von diesem Trauma so schwer trennen können.

Eine Therapeut*in, die diese Dynamik kennt, kann der Klient*in die Lösung sehr erleichtern, wenn sie sie auffordert, sich vorzustellen, diese – meist geliebte – Bezugsperson, z.B. die Mutter wäre gerade anwesend und würde sehen, wie sehr sich die Klient*in mit dem Trauma der Mutter abplagt – vermeintlich ihr zuliebe! Was würde sie wohl zu ihrem Kind sagen?
Das Loslassen der Bezugsperson – und ihres Traumas – kann weiter erleichtert werden, wenn die Therapeut*in der Klient*in an die verbreitete Vorstellung erinnert, dass Verstorbene dann ihren Frieden finden können, wenn sie von den Angehörigen losgelassen werden – statt durch Trauer oder Schuldgefühle oder das Übernehmen und Nachahmen deren Leids festgehalten zu werden. Interventionen in dieser Richtung gehören daher für mich zum Algorithmus der Trauma-Lösung.
Dann wird auch folgende Intervention möglich: die bereits verstorbene Angehörige gibt der Klient*in ihren Segen. Diese Intervention wirkt nach meiner Einschätzung deshalb so tief, da sie die – unberechtigte – grosse Sorge der Klient*in, die Mutter durch das Loslassen des Traumas zu verraten – transformiert in das Bewusstsein, erst dadurch der Mutter den Frieden zu ermöglichen – und gleichzeitig selber frei zu sein für den eigenen unbeschwerten Lebensweg.
In traumatisierten – und daher symbiotischen – Kollektiven scheint die wesentliche Bindung zwischen den Mitgliedern und über die Generationen hinweg vorwiegend durch übernommenes Leid, durch übernommene – und aus unbewusster Loyalität erworbene eigene – Traumata zu geschehen. Daher wiederholen sich diese Traumata auch immer wieder von Generation zu Generation.

Das wird dann – selbst von Therapeut*innen! – bisweilen als “Loyalität” bezeichnet, das man als etwas Schicksalhaftes, oder gar als Ausdruck von Liebe hinnehmen müsse.
Doch diese Liebe ist nicht wirklich Liebe. Sie ist Ausdruck einer symbiotischen Verwirrung. Auch Hellinger bezeichnete in „Ordnungen der Liebe“ diese das fremde Leid nachahmende Liebe als „blind“ im Unterschied zu einer „sehenden“ Liebe, die das Leid des anderen als zu dessen Schicksal und Würde gehörig wahrnimmt. (Hier beschreibt Hellinger einen Aspekt des Symbiosemusters. Diese „Spur“ hat er jedoch selber nicht weiter verfolgt.)
Durch diese angebliche “Loyalität” wird jedoch das Leid zum Bindemittel (wie Pattex!) zwischen den Mitgliedern eines symbiotischen Familien-Systems. Durch dieses symbiotische Übernehmen des Leids werden die Vorfahren nicht geachtet, die ihr Leid getragen haben in der Hoffnung, dass es ihren Enkeln einmal besser geht als ihnen! Im Gegenteil: Nun fühlen die Enkel sich schuldig, wenn es ihnen besser geht als den Vorfahren!
Das muss man den verwirrten Enkeln erst einmal klar machen!

Trauma – und spirituelles Missverständnis

Eine spirituell orientierte Frau, die noch Jahre nach einem schlimmen Überfallstrauma unter posttraumatischer Belastungsstörung leidet, schreibt mir: Ich versuche, Begriffe, die das Wort Störung verwenden, zu vermeiden. Unsere Erfahrungen, so wie sie uns begegnen, sind genau so wie sie sind. Das müssen wir annehmen, wenn ein grösseres System dies zulässt.
Das klingt so, als sei es ihre Aufgabe, das Trauma zu integrieren.
Meine Überzeugung dazu ist ganz anders: das Trauma gehört nicht zu unserer Identität. Es ist tatsächlich eine Störung! Aber ich weiß, dass viele – nicht nur Menschen, die spirituell orientiert sind – oft denken, sie müssten alles Erlebte, auch den schieren Horror integrieren.
Und deshalb wirkt dann dieses Trauma immer und immer weiter.
Für mich ist dies eine Trauma-Verschlimmerung, die durch eine missverstandene Spiritualität verursacht wird.
Das Symbiose-Muster beinhaltet die Unfähigkeit, zwischen Selbst und Nicht-Selbst zu unterscheiden. Denn zur Kongruenz, zur Selbstidentität ist es notwendig, zwischen Selbst – und Nicht – Selbst zu unterscheiden. Besonders dann, wenn das Nicht-Selbst toxisch ist.
Menschen mit Symbiosemuster können daher gar nicht anders, als auch das Ich-Fremde zu integrieren. Fatal wenn sie diese Selbst-Intoxikation dann noch als eine Aufgabe auf ihrem spirituellen Weg missverstehen.

TERMINE

NEU: Intensiv-Ausbildung für erfahrene Therapeuten

Diese Intensiv-Ausbildung ist gedacht für erfahrene Therapeuten anderer Schulrichtungen, welche die Lösungsprinzipien der SITA in ihre bisherige Vorgehensweise in Einzeltherapie integrieren möchten und nur wenig Bedarf an der Bearbeitung eigener Traumata haben.
Die verkürzte Intensiv-Ausbildung umfasst zwei Module a 4 Tagen (19 Zeitstunden). Zum Vergleich: die reguläre Ausbildung umfasst 2 mal 5 Module, die zur Anwendung auch in Gruppen befähigt und den Teilnehmer*innen sehr viel Gelegenheit für die Bearbeitung eigener Traumata im geschützten Raum einer fortlaufenden Gruppe bieten.

Termine: 20.-23.02.2020 und 02.-05.07.2020

Die beiden Module können nur gemeinsam als Block gebucht werden.
Das Honorar beträgt für die beiden Module € 1500,-, und ist bei der Anmeldung fällig.

INFO-ABEND UND KOLLEGIALER AUSTAUSCH ZUM THEMA “TRAUMA-AUFSTELLUNGEN”
  • für Aufsteller und Therapeuten, die meine Arbeit kennen lernen wollen.
  • für neue Klienten, die meine Arbeit kennen lernen wollen, und für
  • diejenigen, die zwar schon die Einzelarbeit bei mir kennen, aber noch nicht das Aufstellen mit Stellvertretern.

Teilnahmekosten: Hospitation15€, mit Aufstellung für Voll/Halb/Nicht-Verdiener € 150/120/90.

Mittwochs 19-21h: 7. August (Hospitation ist noch möglich)
NEU: AB SEPTEMBER INFOABENDE LANGLOTZ DONNERSTAGS 19-21h
Termine: 5*.Sept., 10*. Okt., 7*. Nov.  (*= eigene Aufstellung noch möglich)

Bitte vorher anmelden über Email, mit Angabe der Telefonnummer.

NEU: VON PHIL KUTZELAMM GELEITETE INFOABENDE UND AUTONOMIE & RESILIENZTRAININGS-TAGE in der Praxis Herzog Heinrichstr. 34 ab August 2019
Info und Anmeldung über https://kutzelmann-aufstellungen.de/seminare-2

Therapieseminare 2020

10.01.-12.01.2020
31.01.-02.02.2020
06.-08.03.2020
03.-05.04.2020
08.-10.05.2020
26.-28.06.2020
24.-26.07.2020
21.-23.08.2020
25.-27.09.2020 (da während Oktoberfest – teure Hotelmieten – eher für Teilnehmer aus dem Raum München)
23.-25.10.2020
27.-29.11.2020
(kein Seminar im Dezember)


AUSBILDUNG 2020/2021

GRUNDSTUFE (Module 1-5)
1.: 24.-26.01.2020

2.: 20.-22.03.2020
3.: 22.-24.05.2020
4.: 17.-19.07.2020
5.: 11.-13.09.2020
Ersatz: 13.-15.11.2020

AUSBILDUNG 2019/2020

AUFBAUSTUFE (Module 6-10)
6.: 14.-16.02.2020
7.: 17.-19.04.2020
8.: 12.-14.06.2020
9.: 07.-09.08.2020
10.: 09.-11.10.2020
(Ersatz 11.-13.12.2020)

ES GIBT NOCH FREIE PLÄTZE FÜR „QUEREINSTEIGER“, die bereits woanders eine Aufsteller-Ausbildung gemacht haben!

Weitere Informationen auf meiner Website unter Therapie-Weiterbildung.


Supervision in 2019/2020

04./05. November 2019, 27./28. April 2020 und 02./03. November 2020

Die Supervision ist in erster Linie für alle, die bei mir systemische Selbst-Integration gelernt haben, um sich über den neuesten “Stand der Kunst” informieren: um die neue „Selbst-Integrierende Trauma-Aufstellung“ (SITA) kennen zu lernen. Sie berücksichtigt das von Thomas Hensel beschriebene neue Paradigma, welches die neuesten neurobiologischen Erkenntnisse zur „Gedächtnis-Rekonsolidierung“ umsetzt und daher eine rasche und anhaltende Wirkung entfaltet.
Ich biete euch an, eigene neue Erfahrungen und Beobachtungen mit der Methode der SITA auszutauschen, sich für die Arbeit mit “schwierigen” Klienten Unterstützung zu holen und eigene Anliegen zu bearbeiten.

Zeiten: Erster Tag: 10-18h, Zweiter Tag: 9-17h.
Honorar: € 200

Bitte mit Adresse und Telefonnummer anmelden!

 

Ich grüsse euch alle herzlich

Ero

(versendet: 27.07.2019)