INSTITUT SYSTEMISCHE SELBST-INTEGRATION LANGLOTZ-KUTZELMANN

  • Überfordert durch einen zerrissenen Elternteil
  • JANNASCH, Präsenz-Aufstellung „Raum und Grenze“


Liebe Freunde,
liebe Kolleg*innen,

danke für Eure Anteilnahme nach meinem Herz-Event! Ich habe jetzt immer eine Flasche Wasser bei mir, mit Pfefferminzblättern. Mir geht es glücklicherweise wieder gut!
Heute lasse ich euch teilnehmen an einem Dialog zwischen mir und Philipp Kutzelmann, den vollständigen Text findet ihr im Forum unter https://www.systemische-selbstintegration.de/t291f2-Fallbeispiel-ueberfordert-durch-ein-zerissenes-Elternteil.html

Kutzelmann, Überfordert durch einen zerrissenen Elternteil

(Philipp Kutzelmann)
Wir können in der SSI immer wieder beobachten, dass die kindlichen Anteile der KlientInnen noch immer unter dem Eindruck von Spannungsfeldern stehen, die sie als Kind einmal aushalten mussten. Ganz so als wäre dieser kindliche Anteil noch immer in dieser Situation aus der Vergangenheit eingefroren und in dieser Gefangen.
Die geläufigste Variante dieses Musters ist ein Kind, dass im Spannungsfeld von zwei belasteten Elternteilen aufgerieben wird.
Im Idealfall durchläuft eine gesunde Beziehung Phasen der Nähe und Distanz, die sich wie Ebbe und Flut abwechseln und eine Beziehung zu einem Tanz machen. Das schafft Freiraum und Verbundenheit und gibt eine Beziehung etwas Lebendiges, Organisches und Wachstumsfähiges.
Doch oft sind Beziehungen eher durch Belastungen auf einer oder beiden Seiten geprägt. Dabei gehen die natürlichen Rhythmen verloren. Übermäßige Nähe – Symbiose – und drastische Momente der Trennung – Überabgrenzung – wechseln sich in einem unvorhersehbaren und erratischen Wechsel ab. Die Beziehung wird als gespannt und mit Stress aufgeladen erlebt. Leider nicht nur von denen, die direkt an der Beziehung beteiligt sind.
Ist die Beziehung der Eltern über lange Zeit durch diese Stresspannungen geprägt, dann stellt diese Situation für ein Kind – das eigentlich zur eigenen Orientierung auf denn Kontakt von Selbst zu Selbst angewiesen ist – eine extreme Herausforderung und Belastung dar. Das Kind rutscht zwischen die Eltern – wie ein Blitzableiter. Die Reaktionen sind dann oft Verwirrung, Überforderungen und unterdrückte Wut gepaart mit dem verzweifelten Versuch – und dem illusionären Anspruch – die Beziehungsspannung zwischen den Eltern managen, moderieren oder kontrollieren zu müssen oder zu können. Murray Bowen – einer der Väter der modernen Familientherapie – hatte das als den „Projektionsprozess innerhalb der Familie“ bezeichnet.
In den letzten Monaten hat sich gezeigt, dass dieser verzweifelte Versuch eines Kindes, die Spannungen im Aussen kontrollieren und regulieren zu müssen, nicht auf den Umgang mit zwei oder mehreren Personen beschränkt sein muss. In manchen Situationen genügt es, wenn eine enge Bezugsperson starke Formen der inneren Dysregulation aufweist. Ein solches Elternteil befindet sich gewissermaßen in einem ständigen Kampf mit sich selber. Es steht innerliche unter Spannung. Einer Spannung die so stark ist, dass sie für das Kind als bedrohlich erlebt wird und dann den verzweifelten Versuch auslöst, diese Dysregulation unter Kontrolle zu bringen.
Ero: Voraussetzung für ein Selbst-bestimmtes Leben (Autonomie) ist ja die Verbindung mit dem eigenen Selbst – mit der „Essenz“ oder mit dem “göttlichen Funken” nach Jung.
Wir wissen ja dass dazu die Fähigkeit zur Abgrenzung erforderlich ist, um ein Gefühl für einen eigenen Raum zu bekommen. Die Voraussetzungen dazu werden in den ersten Beziehungserfahrungen eines Kindes gelegt. Wenn die Mutter zum Kind eine sichere Bindung hat, dann kann das Kind spielerisch ausprobieren, wie es ist, sich zu entfernen, und dann wieder zurück zur Mutter zu kommen.
Dein Beitrag macht mir bewusst: Offensichtlich ist es wichtig, dass ein Kind selber Nähe oder Distanz zu den Bezugspersonen bestimmen kann, ohne dafür durch Ablehnung oder Schuldgefühle belastet zu werden!
Das bedeutet aber auch, Abgrenzung ist nichts Starres, sie “unduliert” flexibel zwischen Nähe und Distanz.
Analog scheint es mir jetzt sehr stimmig, auch die Selbst-Verbindung nicht als etwas Starres, Festes zu verstehen, sondern ebenfalls als undulierend. In den Anforderungen des Alltags ist es ja unmöglich, ständig mit seinem Selbst verbunden zu sein?! Mir scheint jetzt eine andere Vorstellung viel stimmiger: zu wissen, dass es dies wahre Selbst gibt, und wie ich jederzeit mit ihm Verbindung bekommen kann. Z.B. indem ich in mir einen Raum schaffe für dieses Selbst – durch Meditation, durch Yoga oder TaiChi oder durch Autogenes Training – oder indem ich z.B. in die Natur gehe, um da mein Selbst zu spüren, dass sich als “Teil eines grösseren Ganzen” weiss.

JANNASCH, Präsenz-Aufstellung „Raum und Grenze“

Johannes Jannasch hat bei uns eine Ausbildung in SSI abgeschlossen. Unter anderem leitet er Aufstellungen an der Filmakademie in Ludwigsburg für internationale Studierende. Das sind Fiktionale Drehbuchaufstellungen, aufbauend auf der Methode der SSI. Unsere Arbeit trägt sich in die Welt ! 😉
Er wird am 29./30. Juni 2024 zusammen mit Angelika Niermann in München ein Präsenz-Seminar abhalten zum Thema “Raum und Grenze” https://jannaschaufstellungen.de/aktuelles. Dabei wird Aufstellungsarbeit eine wesentliche Rolle spielen. „Da geht es erst mal darum den eigen Raum wahrzunehmen und Introjekte zu entfernen.“
Anliegen der Teilnehmer können bearbeitet werden.
Dies Präsenz-Seminar könnte interessant sein für die, welche SSI bisher nur Online mit Symbolen kennen gelernt haben.

TERMINE

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Wir grüssen euch herzlich!

Ero und Phil

(versendet: 28.05.2024)