INSTITUT SYSTEMISCHE SELBST-INTEGRATION LANGLOTZ-KUTZELMANN

  • Eigene Grenzen erkennen – und respektieren
  • Transgenerationales Trauma
  • Wenn Überlebens-Reflexe zum Stressor werden


Liebe Freunde,
liebe Kolleg*innen,

ich grüsse euch alle aus meinem Urlaub. – Wie ihr mich kennt, mache ich auch hier „Holiday-Office“: Update vom 28.-29.6.24 – es gibt noch freie Plätze. –
In Viareggio haben wir eine schöne Ferienwohnung, 300 m vom Meer entfernt, das in dieser Jahreszeit noch sehr bewegt sei kann. Da habe ich eine wichtige Lektion erhalten zum Thema
Eigene Grenzen erkennen – und respektieren
dazu gibt es einen Beitrag auf YT: https://youtu.be/dcHVz6Dy4d8

Transgenerationales Trauma

Vorgestern hatte ich eine sehr berührende Aufstellung mit Andrea. Sie hat bereits einige ihrer vielen Beziehungstraumen geklärt. Aber immer noch reibt sie sich auf, die Knochen schmerzen, an den Händen entzündlich blutende Wunden.
Glücklicherweise resigniert sie nicht, sondern bittet mich, mit ihr nach einer Ursache zu suchen, die sie heute noch daran hindert, mit ihrem wahren Selbst verbunden zu sein, „das diese Probleme gar nicht braucht“.
„Zufällig“ ist ihr ein Urgrossvater in den Sinn gekommen, der nach Kriegsende in der Slowakei verschleppt wurde und als Zwangsarbeiter elendlich zugrunde ging – vielleicht in einem Bergwerk. Sein Foto stand in Mutters Zimmer – ein freundlicher gütiger Mann. Die Mutter hatte in ihrer traurigen Verwirrung nie von ihrem Grossvater erzählt-vielleicht weil es zu schmerzlich für sie war.
Durch die Aufstellung erkannte Andrea, dass sie offenbar versucht hatte, die Aufmerksamkeit und Zuwendung dieser in ihrem Schmerz verschlossenen Mutter dadurch zu bekommen, dass sie sich mit diesem Urgrossvater „identifizierte“, z.B. indem sie sein Leiden übernahm! Diese Einsicht war zugleich erschütternd, aber auch erleichternd. Bisher hatte sie sich selbst für ihre Probleme abgelehnt., so als sei sie selber daran Schuld. Nun erkannte sie den verborgenen – wenn auch illusionären – Sinn dieser Dynamik. Das versöhnte sie mit sich selbst. So konnte sie sich besser mit ihrem „wahren Selbst“ verbunden fühlen – statt wie bisher mit dem Leid des Urgrossvaters. Die symbolische Ebene der Aufstellung erlaubte ihr wahrzunehmen, dass dadurch auch der Urgrossvater seinen Frieden finden kann Und dass er seiner tapferen Urenkelin aus der Ferne alles Glück wünscht.
Andrea, Das Trauma des Urgrossvaters https://youtu.be/ojAiQORb2Uo

Wenn Überlebens-Reflexe zum Stressor werden

Wenn wir uns bewusst machen, dass die Erde uns hervorgebracht hat, dass wir Teil sind eines grösseren schöpferischen Ganzen, das uns trägt und nährt, dann gibt uns das eine unzerstörbare eigene Würde. Unabhängig von Leistung oder Anerkennung durch andere. Dieses „intrinsische Selbstwertgefühl“ kann zu einem inneren Kompass werden, der uns ermöglicht, artgerecht, das heisst selbstbestimmt zu leben – statt fremdbestimmt: das verstehen wir unter Autonomie.
In unserer Arbeit erleben wir, dass schon ungeborene Kinder über stereotype Anpassungsreflexe verfügen, die ihnen dabei helfen, reale existentielle Bedrohung durch Vernachlässigung, Abwertung, Gewalt oder Verlust zu überleben: Selbst-Verleugnung und magisch-grandiose Tendenzen.
Dieses „Notprogramm“ wird gespeichert – zusammen mit der existentiell bedrohlichen Situation – und wird dadurch zum „Stressor“ der lebenslang das Selbstbild und das Erleben bestimmt. Wahrscheinlich wirkt hier eine magisch-illusionäre Überzeugung, nur so die Wiederholung der bedrohlichen Situation verhindern zu können, indem man sie – gefühlsmässig – immer präsent hat?
Da diese Vorgänge unbewusst ablaufen, können die Betroffenen diese Zusammenhänge nicht erkennen und ihr „Programm“ nicht löschen. Im Gegenteil, je mehr sie spüren, dass dies „Programm“, das sie als Kleinkind gerettet hat, im Erwachsenenalter mit Stress und Leid verbunden ist, desto mehr neigen sie dazu, sich selber dafür die Schuld zu geben. Das verstärkt ihre Tendenz, sich selber abzuwerten.
Dieses Trauma-bedingte Stressprogramm steht in Spannung zu dem unterdrückten wahren Selbst, dem inneren Kompass.
Traditionelle Therapiekonzepte versuchen die Probleme zu mindern, indem sie dem Betroffenen verdeutlichen, wie problematisch sein Überlebensprogramm ist, sodass er bereit ist, ein Gegenprogramm einzuüben. Das mag teilweise Symptome lindern, aber dadurch entsteht ja ein drittes Programm. Das erhöht den mentalen und emotionalen Stress.
Seit etwa 25 Jahren haben Gedächtnisforscher herausgefunden, dass das Gehirn bis ins hohe Alter in der Lage ist, früh gespeicherte Anpassungsprogramme zu löschen! Wenn diese angeborene Fähigkeit zur Gedächtnis-Rekonsolidierung nicht spontan wirksam wird, kann sie durch eine Abfolge von Interventionen aktiviert werden. Einige modernere Therapieverfahren wie EMDR (Hensel, „Stressorbasierte Therapie“) und Kohärenz-Therapie (Bruce Ecker, Der Schlüsse zum emotionalen Gedächtnis) verwenden diese rasch und tief wirkende Vorgehensweise.

Unser Konzept der Selbst-integrierenden Stressor-Auflösung – unabhängig von diesen Methoden entstanden – aktiviert ebenfalls die angeborene Fähigkeit des Gehirns zur „Rekonsolidierung“: früh gespeicherte Trauma-Inhalte können „gelöscht“ werden, wenn die Betroffenen erkennen und würdigen, dass die frühen Anpassungs-Reflexe des Kleinkindes damals für das Überleben existentiell wichtig waren, aber heute nicht mehr erforderlich, ja im Gegenteil nur noch hinderlich sind.
So wird es ihnen wieder möglich, sich nach ihrem inneren Kompass, ihrem gesunden Wesenskern, dem wahren Selbst zu orientieren und ein „artgerechtes“ Leben zu führen.

Darüber hinaus können auch vorgeburtliche Traumen wie Abtreibungsversuch oder Verlust eines Zwillings symbolisiert und gelöst werden. Die zweidimensionale Ebene des Aufstellungs-Settings macht zudem die Phänomene der eigenen und fremden Grenzen unmittelbar erfahrbar. Dieses „Struktur-Training“ ermöglicht es, die unterdrückte eigene Kraft wieder gezielt einzusetzen, sodass sich auch der „Kanal“ für die Liebe wieder öffnen kann.

TERMINE

In der archivierten Form des Newsletters werden die Termine nicht hinterlegt. Eine Übersicht aktueller Termine finden Sie auf unserer Homepage.

Wir grüssen euch herzlich!

Ero und Phil

(versendet: 21.05.2024)