• Rilke „Ein Miteinander zweier Menschen ist eine Unmöglichkeit“
  • Introjekt
  • Teilnehmer für Aufstellungsvideos „BE“ am 12.5.2018 gesucht
  • Termine


Liebe Freunde,

Liebe Kolleg*innen,

Dies Gedicht von Rilke schickte mir eine liebe Kollegin. Rilke wurde von seiner Mutter, die den Tod ihrer Tochter nicht verwunden hatte, in Mädchenkleidern erzogen. Er kannte die Symbiose, das war sein Muster. Das gab ihm die unglaubliche Sensibilität, sich in andere hineinzufühlen – sogar in einen Panter! Und das liess seine Beziehungen scheitern. Offenbar hat er es überwunden – ohne systemische Selbst-integration!;-) – denn hier beschreibt er die befreiende Wirkung von Grenze, den anderen in ganzer Gestalt zu sehen – statt als Teil von sich. Aber diese „geistige Übereinkunft“ ist mühsam erkämpft – der Schmerz einer unerfüllten Sehnsucht nach Verschmelzung ist diesem Text noch anzuspüren.

Rilke „Ein Miteinander zweier Menschen ist eine Unmöglichkeit“

und, wo es doch vorhanden scheint,
eine Beschränkung, eine geistige Übereinkunft,
welche einen Teil oder beide Teile ihrer vollsten Freiheit und Entwicklung beraubt.
Aber
das Bewusstsein vorausgesetzt,
dass auch zwischen den nächsten Menschen unendliche Fernen bestehen bleiben,
kann ihnen ein wundervolles Nebeneinanderwohnen erwachsen,
wenn es ihnen gelingt,
die Weite zwischen sich zu lieben,
die ihnen die Möglichkeit gibt,
einander immer in ganzer Gestalt
und vor einem großen Himmel zu sehen.
R.M. Rilke (aus einem Brief an Emanuel Bodmann, 17. August 1901)

Introjekt

Gerade verfasse ich einen Beitrag für einen Sammelband „Aufstellungsarbeit“, in dem ich meine Methode darstelle. Dabei sind mir neue Erkenntnisse zugeflossen, die ich euch gerne mitteile – man sollte häufiger Bücher schreiben, es ist sehr anregend, wenn auch kräftezehrend!;-)

Exkurs Introjekt und Trauma

Der Begriff Introjekt ist für die SySI zentral geworden. Das Introjekt blockiert die Verbindung zum Selbst, es bewirkt eine innere Spaltung. Da es Ich-fremd ist, aber als etwas Eigenes festgehalten wird, ist die Unterscheidung zwischen Ich und Nicht-Ich – und damit die Fähigkeit zur Abgrenzung – beeinträchtigt.

Es löst bei der KlientIn ambivalente Gefühle gegen das introjizierte Objekt aus. Einerseits ein – illusionäres – Gefühl von Halt und Schutz, andrerseits Ablehnung bis zum Hass, da ja das Eigene dadurch unterdrückt wird.

1) Das konstruktive Introjekt

Der Begriff Introjekt stammt ursprünglich aus der Psychoanalyse. Es war der ungarische Freudschüler Sandor Ferenczi, der 1912 den Begriff der Introjektion zum ersten mal verwendete (Ferenczi 1912),
„… solche Einbeziehung des geliebten Objektes in das Ich nannte ich Introjektion.“
Oben habe ich die Dynamik des konstruktiven Introjektes am Beispiel des Verlustes einer wichtigen Bezugsperson erwähnt. In der Aufstellungen zeigt sich regelmässig: wenn eine KlientIn früh einen Angehörigen (Eltern oder Geschwister) verloren hat, durch Trennung oder Tod, dann hat sie – unbewusst – diese Person immer noch im eigenen Raum als Introjekt! Die Rückmeldungen der Stellvertreter erlauben folgende Hypothese: die KlientIn konnte sich damals, vor der Ablösephase der Pubertät, nicht von dieser Person verabschieden. Sie bleibt mit dieser Person verbunden, vielleicht weil sie (irrtümlich) das mit dieser Person Erlebte nur mit dieser Person verbinden konnte, und nicht mit einem eigenen, damals noch nicht differenzierten Selbst? Um die eigenen Erlebnisse nicht zu verlieren behält sie die fehlende Bezugsperson als Introjekt in ihrem Raum. Dies Introjekt stärkte das Selbstwertgefühl und ermöglichte zunächst das Überleben, und kann daher als konstruktives Introjekt bezeichnet werden. Aber es verhindert die Verbindung mit dem eigenen Selbst und blockiert die Abgrenzung, auch später zu anderen Personen! Das eigene Selbst kann sich nicht differenzieren. Die Betroffenen bleiben in ihrer Entwicklung, in gewisser Weise in der Zeit dieses Verlusttraumas – „in den Kinderschuhen“ – stecken.

2) Das destruktive Introjekt und Trauma

1933 beschrieb Ferenczi dann die Introjektion eines ungeliebten Objektes als Introjektion des Angreifers und erkannte drin ein wesentliches Moment einer Traumatisierung(Ferenczi 1933, S. 5-15).
Bei Trauma-Aufstellungen begegnet oft das bizarre Phänomen, dass eine KlientIn einen Täter oder ein Trauma nicht hergeben will, so als würde sie dadurch Schutz oder Halt verlieren. Aus den Rückmeldungen der KlientInnen und der RepräsentantInnen lässt sich folgende Hypothese aufstellen:
Wenn eine KlientIn ein Trauma überlebt, dann lernt sie dabei ihre Überlebenskraft kennen. Wenn sie dann das Trauma nicht hergeben will, so als sei das Trauma die Voraussetzung für diese Kraft zum Überleben, dann scheint sie diese Lebenskraft irrtümlich dem Trauma zuzuordnen – statt ihrem eigenen Selbst!
Erst durch diese Dynamik des Introjektes wird eine schmerzliche Erfahrung, die vorüber gehen kann, zum Trauma, das einen gefangen hält, wie in einer Falle.
Sowohl beim konstruktiven, wie auch beim destruktiven Introjekt scheint somit eine fehlende Differenzierung ursächlich zu sein, bzw. eine symbiotische Vermischung. Für die Lösung ist daher eine Unterscheidung erforderlich, beim konstruktiven Introjekt zwischen dem eigenen Erleben und der Bezugsperson, beim destruktiven Introjekt zwischen der Überlebenskraft und dem Trauma. Dann kann die Klientin sich gegenüber der Bezugsperson bzw. gegenüber dem Trauma abgrenzen, ohne befürchten zu müssen, dadurch das Eigene zu verlieren. Durch das Ausräumen des Introjektes und ein bewusstes Abgrenzen gegenüber dem jetzt als Ich-fremd erkanntem Introjekt wird der eigene Raum wieder frei für das Selbst.
Die Annahme eines unverlierbaren und unzerstörbaren Selbst und dies Konzept von Introjekt ermöglichen eine neue Strategie der Tramatherapie.

Teilnehmer für Aufstellungsvideos am 12.5.2018 gesucht

Wie bereits im letzten Newsletter erwähnt, plane ich, neue Aufstellungsvideos mit dem Format „Blockierendes Element“ aufzunehmen.
Der Termin ist fest: 12.Mai 2018.
Interessenten melden sich bitte per Email an mich, mit
1. kurzer Schilderung des Problems
2. Autonomie-Diagramm
3. Erklärung, dass sie der Veröffentlichung des Videos zustimmen.

TERMINE

Informations- und Austauschabend

In der Regel jeden 1. und 3. Mittwoch im Monat gibt es in der Praxis von 19-21h einen Info- und Austauschabend. Er ist gedacht

  • für neue Klienten, die meine Arbeit kennen lernen wollen, und für
  • diejenigen, die zwar schon die Einzelarbeit bei mir kennen, aber noch nicht das Aufstellen mit Stellvertretern.
  • für Aufsteller und Therapeuten, die meine Arbeit kennen lernen wollen.

Teilnahmekosten: € 15, mit Aufstellung € 100.

Bitte vorher anmelden über Email, mit Angabe der Telefonnummer.

Nächste Termine: 7. und 21.3.2018.


WEITERBILDUNG 2018/9

GRUNDSTUFE (Module 1-5)
Beginn (verschoben!):
1: 04.-06.05.2018
2: 06.-08.07.2018
3: 13.-15.09.2018
4: 09.-11.11.2018
5: 25.-27.01.2019
ES GIBT NOCH FREIE PLÄTZE!

AUFBAUSTUFE aus Weiterbildung 2017/8 (Module 6-10)
6: 20.-22.04.2018
7: 15.-17.06.2018
8: 09.-11.08.2018
9: 12.-14.10.2018
10: 14.-16.12.2018

Weitere Informationen unter http://www.e-r-langlotz.de/familientherapie/familientherapie_weiterbildung.php


Supervision 2018

19./20.03. und 5./6.11.2018

Die Supervision ist besonders wichtig für alle, die bei mir systemische Selbst-Integration gelernt haben, um sich über den neuesten “Stand der Kunst” zu informieren: die neuen Formate „Glaubenssatz“ und „Problem als Schlüssel zur Lösung“. Darüber hinaus geht es diesmal auch darum, wie die Methode der Systemischen Selbst-Integration von ausgebildeten Therapeuten weitergegeben und weiter entwickelt werden kann.

Gäste sind herzlich eingeladen. Ich biete euch an, eigene neue Erfahrungen und Beobachtungen auszutauschen, sich für die Arbeit mit “schwierigen” Klienten Unterstützung zu holen und eigene Anliegen zu bearbeiten.

Zeiten: Erster Tag: 10-18h, Zweiter Tag: 9-17h.
Honorar: € 200

Bitte mit Adresse und Telefonnummer anmelden!

 

Euch allen herzliche Grüsse

Ero

(versendet: 26.02.2018)